Hören & Zuhören

Der Blog von zuhoeren dreht sich um alles, was mit Hören zu tun hat. Musik, Geräusche, Meinungen, Töne, Positionen ... Nur selten um Werbung und Marketing. Die andere Seite von zuhoeren und ganz im Sinne von Immanuel Kant:

„Nichtsehen trennt den Menschen von den Dingen,
Nichthören trennt den Menschen vom Menschen.“



Mittwoch, 29. Dezember 2010

Traditionen leben

Gerade die Weihnachtszeit ist ja ein Hort der Traditionen: Familien gehen in die Kirche, Großfamilien treffen sich zu Gans oder Puter, Freunde kommen auf einen Glühwein zusammen, Kinder bauen ihre Kaufläden oder Eisenbahnen auf, die Verwandtschaft trifft sich an festgelegten Orten und in festgelegten Runden am ersten und zweiten Weihnachtsfeiertag. Für viele gehört auch der Film "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel" zum Festtagsprogramm (ähnlich wie "Dinner for one" zu Silvester). Wunderbare Traditionen, geben sie doch für kurze Zeit Halt in dieser schnelllebigen Welt. Auch wenn wir sie durchschauen, leben wir sie aus und machen mit. Wii, Harry Potter, Klanghaus oder Facebook sind in die Parallelwelt verbannt - zumindest an Weihnachten.

Eine schöne Tradition ist auch das Vorlesen - wenn es noch gepflegt wird, dann in den Tagen im Advent. Die Abende werden länger und man hat Zeit. Die Bücherindustrie bedient dieses Bedürfnis auf vielerlei Weise. Ein Trend, der die Gabentische in den Buchhandelsketten inzwischen vollständig erobert hat, sind Weihnachtsgeschichten in 24 Kapiteln - wobei oft die einzelnen Kapitel in Doppelseiten versteckt sind, die man auftrennen muss. Man kann also nur vom Titel und dem kurzen Klappentext auf den Inhalt schließen und hoffen, dass der Autor eine glückliche Hand gehabt hat. Auch bei uns hat sich diese Tradition eingebürgert. Das erste Buch in dieser Art war der Weihnachtskrimi von Wolfram Hänel "Der dritte Weihnachtsmann". Eine spannende Geschichte, ein Kinderkrimi, der einfach Spaß macht. Genauso wie der Nachfolger "Die Weihnachtsmarktbande" oder "Die gefährlichen Schneemänner", dieser Krimi ist allerdings von Jo Pestum.

Eine gelungene Weihnachtsgeschichte
Anderes Terrain betritt die Weihnachtsgeschichte von Jasna Mittler. Ihr Buch "Der heilige Erwin", beschreibt in 24 Kapiteln, diesmal nicht zum Auftrennen, wie Gott nach 2000 Jahren wieder mal auf der Erde nach dem Rechten sieht - und dabei so einiges erlebt. Eine wunderbare Geschichte, die zum Nachdenken und Schmunzeln einlädt, uns ab und an den Spiegel vorhält ohne zu "pädagogisieren". Inzwischen auch als Hör-CD zu bekommen, für die, die lieber hören.

"Der heilige Erwin" ist ein gelungenes (Vorlese)buch - was man allerdings von dem Adventskrimi "Wer hat Angst vorm Weihnachtsmann" nicht behaupten kann. 24 Kapitel, diesmal wieder zum Auftrennen. Das ist auch gut so, denn wenn man vorher die Seiten lesen könnte, würde man das Buch ins Antiquariat geben oder auf dem Flohmarkt verschenken. Weder die Geschichte noch die Illustrationen lassen Spannung aufkommen oder mitfiebern. Es ist eine krude Story um Mord und Totschlag in Mafiakreisen, wobei einige Hauptakteure in Elch- oder Weihnachtsmannkostümen stecken und alles um den Heiligen Abend angesiedelt ist. Die Sprache ist aufgesetzt modern, die Charaktere ein Gegenprogramm zur weihnachtlichen Beschaulichkeit. Das könnte gut werden, ist aber - wie schon gesagt - mißraten. Zum Glück ist nach 24 Kapiteln alles irgendwie vorbei und man kann sich nach dem Vorlesen bei der Gans vor dem Weihnachtsbaum erholen, die Geschenke auspacken und die Feitertage geruhsam einläuten. Traditionen sei Dank.

Samstag, 11. Dezember 2010

Inhalt verliert nie an Aktualität - zum Thema Verantwortung

"Was ist das eigentlich, Verantwortung? ... Können wir vielleicht sagen, dass die elementarste Voraussetzung, Verantwortung zu übernehmen, darin besteht, mit jemand anderem oder etwas anderem kommunizieren zu können?Verantwortung heißt dann aber automatisch, den andern Menschen, die Gemeinschaft, die Umwelt zu bejahen. Um kommunizieren zu können, muss man in einer Beziehung zum Gegenüber stehen. Sobald es jedoch um Beziehung geht, realisieren wir, dass es keine nur rationale Verantwortung geben kann, sondern dassVerantwortung immer auch eine emotionale Komponente voraussetzt. Verantwortung tragen heißt also, fähig zu sein, Emotionen zu haben, emotionell zu leben und emotionell zu reagieren. Damit ist aber auch gesagt, dass es Verantwortung nur dann geben kann, wenn eine Emotion übrhaupt möglich ist. Man kann also Verantwortung haben gegenüber den Mitmenschen, gegenüber einer Gemeinschaft, gegenüber der Kreatur, der Natur oder gegenüber dem Transzendentalen, dem Göttlichen. Einem abstrakten Gebilde gegenüber - dem Staat, den Unternehmen, der Armee, der Kirche als Institution, der Pensionskasse - gibt es nur dann Verantwortung, wenn man sich innerlich damit identifizieren kann. Weil jedoch diese Identifikation nicht von vornherein sicherzustellen ist - sie kann auch im Laufe der Zeit verschwinden -, tritt bei dieses abstrakten Gebilden an die Stelle der Verantwortung die normierte Pflicht, die aufoktroyierte Verhaltensnorm. An die Stelle der selbstbestimmten Verantwortung tritt die fremdbestimmte Verpflichtung. Wenn wir davon ausgehen, dass Verantwortung eine innere Haltung ist, dann erkennen wir aber auch, dass unser Versuch, Verantwortung in Rechtsnormen umzuwandeln, ein Widerspruch in sich selbst ist. ... Noch viel wichtiger ist, dass es gar nie gelingen kann, Verantwortung durch Normen zu fixieren, da Rücksichtnahme, Verantwortung eben eine andere innere Haltung, ein Bewusstsein für den anderen oder für das andere, eine andere Einstellung verlangen. Deshalb müssen auch alle Versuche scheitern, das Umweltproblem, das Problem der Dritten Welt usw. über Gesetze und Abkommen regeln zu wollen."
Diese Passage (und auch viele andere) haben nichts an Aktualität und Brisanz verloren. Sie stammt aus dem Buch von Hans A. Pestalozzi "Nach uns die Zukunft - Von der Kraft der positiven Subversion" aus dem Jahre 1979. Der Schweizer Pestalozzi (geb.1929, gest. 1984)  ist einer Linie mit Robert Jungk, Frederic Vester oder auch Herbert Gruhl zu sehen. Er geht auf den Totalitätsanspruch der Wirtschaft ein, nimmt eine kritische Haltung zum Fortschrittsglauben und zum ungehemmten Wachstum ein, zeigt auf, welche Alternativen es gibt und stellt das Individuum, die eigene kritische Haltung, das Denken, in den Mittelpunkt. Nicht "nachbeten", sondern hinterfragen, diskutieren. Als Pädagoge ruft er dabei seine Kollegen auf, die Schüler anders zu erziehen ...

"Wir müssen Kinder dazu erziehen, als Erwachsene Rebellen sein zu können. Wir müssen Kinder dazu erziehen, als Erwachsene nonkonform sein zu können. Wir müssen Kinder dazu erziehen, als Erwachsene selbständig zu urteilen, selbständig entscheiden, selbständig handeln zu können."
Pestalozzi ist kein Revolutionär (er war Manager beim Migros-Konzern, leitete das renommierte Gottlieb Duttweiler Institut, wurde aber nach Veröffentlichung des Buches 1979 fristlos entlassen), er will die Grundlagen unserer Gesellschaft "einlösen", die demokratischen und auch christlichen Werte wie Gemeinschaft, Solidarität, Zusammenarbeit, Selbstentfaltung, Lebensfreude, Frieden und Konfliktbewältigung ... Sein statt Haben (Erich Fromm). Es lohnt sich also diesen Klassiker "Nach uns die Zukunft" gerade jetzt wieder aus dem Regal zu nehmen und zu lesen. Oder zu kaufen. Viel Vergnügen und anregende Gedanken.

Sonntag, 21. November 2010

Starke Frauen (und Männer)

Weihnachten kommt - die ersten Buden der Weihnachtsmärkte sind schon aufgebaut, in den Schaufenstern klingeln die Glocken, überall Adventskalender. Stollen und Plätzchen kommen auf die Theken, die Rauschebärte werden abgestaubt. Und in München steht schon der Weihnachtsbaum am Rathaus. Jetzt kommt Sie wieder die Zeit der Weihnachtsbeschallung - Christmas Songs. Wer Abwechslung sucht, sollte zu einem "CD-Experten" seines Vertrauens gehen. In Erlangen ist das Bongartz, den wir hier schon einmal vorgestellt haben. Klein und fein. Eine Entdeckung für mich: Asa mit ihrer neuen CD "Beautiful Imperfection". Genau das Richtig für diese nebeligen Tage und frühen Abende. Die nigerianische Soulsängerin ist in Frankreich bereits ein Star und verknüpft dezent Soul-, Jazz-, Folk- und Reggae-Elemente zu einer kraftvollen Einheit. Es macht Spaß, der jungen Musikerin zuzuhören. Beispiele der Songs gibt es hier.

Etwas andere Musik, auch aus Frankreich, bietet Hindi Zahra. Das sonnige Debüt - wie sagte DIE ZEIT: Manu Chao trifft Portishead - der Sängerin mit marokkanischen Wurzeln ist durchweg klasse und hörenswert. Vielseitig die einzelnen Songs, abwechslungsreich der Ausdruck.Langeweile kommt hier nie auf und es gibt immer wieder kleine Überraschungen in den Songs. Vielleicht nicht das Richtige für den Weihnachtsabend, aber ganz sicher gut für den Gabentisch. Wer reinhören will, kann dies tun. Ihre Website ist so wie ihre Musik - ein große bunte Entdeckung. Und die Männer? Nun denn: stark Tom Petty mit Mojo und Eric Clapton mit seiner neuen CD Eric Clapton. Erdige Alben mit wunderbaren Songs aus der Blues-, Rock- und Jazzecke. Urwüchsig und ganz entspannt. Auch nicht verkehrt in der Zeit der weihnachtlichen Hektik.

Dienstag, 2. November 2010

Unglaublich ...

Kopfhörer in der Form eines Projektils: 9 mm Silver-Bullet Earphones, mit Titanium-Legierung oder aus purem Gold (ausverkauft, wahrscheinlich auch als Geldanlage statt Barren hoch geschätzt). Nicht nur die Form ist ungewöhnlich, auch der Klang ist exzellent. Wie heißt es doch auf der Website von Munitio: 
Dubbed "The baddest earphones on the planet." MUNITIO: nine millimeter earphones have a sound like no other. Dark and rich like 20 year old scotch. Tight, low, thundering bass that is both accurate and enveloping. Crystal clear mids and sweet smooth highs. Delivering the most complex sounds and subtleties of all musical genres and artistic styles straight into your heart.
Na, da macht doch Zuhören wirklich Spaß! 


Freitag, 22. Oktober 2010

Es gibt sie noch, die gute Musik

Freitag ist Musiktag - das Motto von Bongartz, einem kleinen, aber feinen Musikladen in der Erlanger Hauptstraße. Jazz und Weltmusik, Pop, Indie, Techno und Soul, Klassik und Singersongwriter ... es erstaunt, was Bongartz auf 70 qm alles bietet. An Musik und Kompetenz. Selbst verstümmeltes Vorsingen hilft, um den Komponisten oder das Lied zu finden, welches man irgendwo aufgeschnappt hat und jetzt sucht. Die Mitarbeiter hier haben einfach Ahnung und leben Musik. Lohnt sich also allemal am Samstag (oder an jedem anderen Tag) vorbeizuschauen und in die Musik (die Empfehlungen, Tipps und eigenen Ideen) reinzuhören. In gemütlicher Atmosphäre.

Mein Tipp für etwas Sonne im Herbst: The Duke & The King "Long Live The Duke & The King". Im freitäglichen Newsletter von Bongartz steht geschrieben: The Duke & The King streicheln unsere Seele und führen eine tief verwurzelte amerikanische Musiktradition zu neuen Ufern. Dem brauche ich nichts mehr hinzuzufügen. Hier eine Kostprobe. Viel Spaß beim Zuhören!

Donnerstag, 14. Oktober 2010

Die ganze Zeit

Man kann zu deutschen Texten stehen wie man will, aber "Die ganze Zeit" von Edo Zanki ist für mich ein Klassiker. Geboren 1952 in Kroatien kam Edo Zanki als Fünfjähriger nach Deutschland. Erste Station war ein Zwölf-Quadratmeter-Zimmer in einer der Baracken des Auffanglagers in Zirndorf, später ging er mit Familie nach Karlsdorf bei Bruchsal, wo sein Vater eine Arbeitsstelle fand. Als Vierzehnjähriger spielte er in der Band seines Bruders. Später machte er Musik unter verschiedenen Namen und unterschiedlichen Konstellationen. 

2001 erschien die CD "Die ganze Zeit". 11 Tracks, aufgenommen mit Freunden wie Till Brönner, Xavier Naidoo und Rolf Stahlhofen. Das treibende "Gib mir Musik" ist der Opener, das gefühlvolle "Der erste Tag" mit der schönen Sequenz "...Du und Deine Liebe leiten meine Rettung ein. Lass dies den ersten Tag im Rest von unserem Leben sein ..." und das sehr nachdenkliche "Wir wissen nicht" spannen den Bogen. Den Schluss bildet "Die Tänzerin", das Lied, welches Edo Zanki für Ulla Meinecke schrieb. Intelligente Texte, gradlinige Arrangements, fantastische Musiker - alles zusammen eine lohnende CD. Einfach reinhören!

Mittwoch, 6. Oktober 2010

Hören mal anders

Eine Impression aus dem Vor-Digitalen-Zeitalter von Bernd Böhner /Erlangen

Samstag, 2. Oktober 2010

Hörladung

Nein, keine Vorladung, sondern eine Einladung zum Mithören. Einfach die schönsten, witzigsten, spannendsten Geräusche, Töne, Klänge an uns per E-Mail (MP3-file) schicken, wir veröffentlichen sie dann in unserem Hoercast. Viel Vergnügen.

Nachhören

Hören in Deutschland? Welchen Stellenwert hat Hören in unserer Gesellschaft? Auf Spurensuche begab sich das Projekt "sounding D". Das "Netzwerk Neue Musik" entwarf im Sommer ein klingendes Bild der Neuen Musik in Deutschland und lud ein zum Erlebnis: im Zug, live und im Internet, sowie entlang der Route des Klangzugs. Dazu gab es zahlreiche Veranstaltungen mit Musik bei Soundwalks, Aktionen und Konzerten vor Ort.Die Soundmap ist spannend, alle Aktionen und Events ein wunderbares Klangteppich über Deutschland. Einfach mal nachhören bzw. reinhören.

Samstag, 25. September 2010

Hemd oder Kopf?

"Ohne Hemd kann man sich in der Öffentlichkeit nicht sehen lassen, ohne Kopf in der Regel schon".

Nettes Zitat von Hans Wollschläger, dem 2007 verstorbenen Übersetzer, Literaten, Gelehrten und Sprachkünstler. Heute genauso aktuell wie damals.

Nicht jedes Ereignis ist ein Ereignis

"Es gibt sie noch, die guten Dinge" - dieser Slogan von Manufactum ist charmant, löst er in einem doch die Sehnsucht nach der "guten" alten Zeit aus, nach etwas Verlorenem. Wenn wir dieses wieder finden (oder kaufen im Katalog von Manufactum), so das Versprechen, kommt sie wieder, die "gute" alte Zeit. War sie wirklich so gut? Warmes Wasser, nur wenn man Holz für den Ofen anschürt, der Besuch der Oma in Hamburg, eine kleine Weltreise, Samstag, ein ganz normaler Arbeitstag ... Beispiele gibt es viele, die die "gute" alte Zeit in einem etwas anderem Licht erscheinen lassen.

Zum Glück gibt es das Heute! Wenn es nur nicht so hektisch wäre, die Zeit immer knapper wird, die Menschen kaum mehr Momente der Ruhe, des Innehaltens haben - alles ist durchgetaktet, jeder ein Sender, kaum mehr Empfänger ... und alles überwältigend groß, einmalig, unvergleichlich. Das Mega-Event, der Weltbestseller, das Superspiel, die technologische Revolution, das Wundermittel. In einer Flut der Neuheiten gehen wir unter und haben kaum mehr die Möglichkeit der Bewertung. Wir verlassen uns auf die anderen, Journalisten, Kritiker, Freunde. Wir empfehlen weiter auf der Basis vom "Hören-Sagen". Botox, iPad, Jonathan Franzen "Freiheit" - für die Kritik ein literarisches Beben, ein Ereignis. In Amerika hochgelobt.

Ich habe schon sein Buch "Die Korrekturen" nach 50 Seiten zur Seite gelegt (womit ich das Werk nicht bewerten möchte). Natürlich: Sauber erzählt, gut komponiert, aber reicht das aus? Ich erinnere mich noch an meine erste Lektüre von "Ulysses" von James Joyce, in der alten Übersetzung. Es hat mich mitgenommen, auch wenn ich es damals (und auch heute) nicht ganz durchdrungen habe. Und dann die Übersetzung von Hans Wollschläger. Das Buch in schlichtem Schwarz, darauf ganz klar die Schrift "James Joyce Ulysses" Suhrkamp. Klassisch, - ein Vogriff auf das Apple-Design der heutigen Tage. Natürlich ist Ulysses nicht jedermanns Sache, aber hier schrieb ein Besessener und schuf eine rhythmische Komposition (1000 Seiten) - und hier übersetzte ein "schöpferischer Nachdichter" mit einer unglaublichen Leidenschaft.

Seine Lesung im Kollegienhaus der Universität Erlangen-Nürnberg (also in den späten 80zigern) war für mich ein unglaubliches Ereignis. Da saß jemand und las aus dem Jahrhundert-Roman mit Worten, die Bilder entstehen ließen, spielte mit den Tönen und Lauten, versuchte den Rhythmus und die Sprachgewalt des Iren James Joyce authentisch im Deutschen nachzubilden. Er hat es geschafft uns alle, die wir da im großen Hörsaal saßen, mitzunehmen auf diese Reise. Wir haben zugehört, gelauscht, in uns hinein gespürt. Es war ein Abenteuer, noch ohne YouTube und Podcast - ganz auf das eigene Gehör, den eigenen Eindruck "beschränkt". Man muss darüber erzählen, sich mit Freunden und Weggefährten, die bei der Lesung dabei waren, austauschen, um die Erinnerungen wach zu halten.

Ein kleines Tondokument aber gibt es im Wikipedia-Eintrag, viel Spaß beim Zuhören. Ein anderes Abenteuer ist übrigens Armo Schmidt und sein Buch Kaff. Hier kann man das Lautmalen lernen, schrieb er doch wie er sprach - oder zu sprechen dachte. Beispiel gefällig?

>> Joa; in der Schule << sagte sie, unbegeistert : >> MÄCK=BÄSS - oh shiver my timbers. - Ich weeß : das schteht nie drinne. << fügte sie hastisch hinzu.

Nach dem Sinn zu fragen ist hierbei müßig, vielleicht nur ein großer Spaß. Genug davon - das Wochenende ist da mit Dauerregen und Zeit für die schönen Dinge des Lebens: Zuhören, Lesen, Entspannen ...

Montag, 20. September 2010

Zuhören tut gut

Das Wochenende ist Geschichte, der Montag hat uns wieder. Die Motoren werden angelassen, die Fahrräder bestiegen, die Staus sind programmiert. Kaum in der Arbeit, werden die Kaffeemaschinen angemacht, die PCs hochgefahren, die ersten Telefonate geführt - was war, was ist, was wird sein? Was war? Letzte Woche Donnerstag, Theater Fürth, Stifter Gala. Die Sparkasse Fürth und die Stiftergemeinschaft Fürth luden ein zum großen Fest. Im Mittelpunkt standen Stiftungen in Fürth und im Landkreis Fürth. Exemplarisch wurden vier Stiftungen vorgestellt, um zu zeigen, wie man Gutes tun kann und welche Rolle heute Stiftungen spielen. Die Kulturförderstiftung etwa und ihr Einsatz für die Musikschule Fürth e.V. Oder die Stiftungrn "Kinderheim St. Michael" und "Kinderarche". Beides Einrichtungen, die Kindern und Familien in Notsituationen helfen und begleiten. Eindrucksvoll auch die Stiftung "Der Schülercoach" und das Cadolzburger Modell - hier zeigt sich, was ein Einzelner bewirken und auslösen kann. Höhepunkt des Abends war die Vergabe des Fürther Stifterpreises 2010, ein Preis für eine Stifter-Persönlichkeit. In diesem Jahr ging die Auszeichnung an den mittlerweile 90-jährigen Hans-Georg Mathias, der sich mit seinem stifterischen Engagement, unter anderem für die Kulturförderstiftung Fürth, große Verdienste um Fürth erworben hat. Ein wunderbarer Abend, in dem das Wort und das Bild im Mittelpunkt standen - Menschen erzählten aus Ihrer Arbeit in und für die Stiftungen, gaben Einblick in das Leben und das Tun etwa eines Schülercoaches oder einer Jugendgruppe. Hier war Zuhören angesagt. Genauso wie bei "Salut Salon", die für die musikalischen Akzente sorgten. "Musik soll glücklich und nachdenklich machen", dieses Zitat von Astor Piazolla ist das Motto von Salut Salon - und passte damit perfekt zum feierlichen Abend.

Sonntag, 12. September 2010

Komische Samstage

Ich sitze auf der Terrasse. Es ist früh am Morgen, die Natur erwacht. Man hört die Vögel zwitschern, manche im Dialog, manche flöten einsam. Ganz entfernt das Rauschen der Autobahn, ab und an fahren Autos vorbei - auf dem Weg zum Bäcker, der eigentlich ganz nah ist. Hinten schleicht eine Katze vorbei, tappst durchs feuchte Gras. Die Jalousien werden hochgezogen - nicht leise, sondern kräftig - unsere Nachbarschaft  begrüßt den Morgen. Gegenüber wird dem Tag gedankt, der gestrige Abend in freundlichem Small Talk ausgetauscht. Ein Vater mit Kind kommt vorbei, schemenhaft hinter der Hecke erkennbar, aber deutlich hörbar. Fragen werden gestellt, Regeln zum Überqueren der Straße erläutert. Geduldig aber klar. Langsam verlieren sich die einzelnen Geräusche und werden Kulisse. Die Sonne taucht den Garten in goldenes Licht, die Geräteschuppen werden aufgeschlossen. Besen, Rasenmäher, Gartenschere und allerlei weitere Utensilien werden rausgeholt.Während die Jüngeren in die Stadt oder zum Einkaufen fahren, geben sich die Älteren der Gartenlust hin. Bis zur Mittagszeit (und auch danach) will man noch etwas schaffen.Um mich herum Doppelhaushälften, großzügig, da in den siebziger Jahren erbaut. Jetzt ist von Ruhe keine Spur mehr. Hektische Betriebsamkeit, überall werkeln die Menschen. Sie arbeiten in ihren Gärten, mähen Rasen, schneiden Hecken und säubern die Beete. Manche saugen auch ihre Autos, machen sie fein für den Sonntag, reparieren Fahrräder, sägen Holz. Ab und an ziehen Flugzeuge am Himmel entlang. Man hört Ehefrauen, die ihren Männern sagen, was sie tun müssen, wo es noch etwas zu schneiden, zu mähen oder auszukratzen gilt. Mit lauter, klarer Stimme. Gerade das Auskratzen der Fugen auf den Gehwegen vor dem Haus, den sogenannten öffentlichen Wegen ist eine willkommene Beschäftigung. Mit Akribie und Leidenschaft wird dem Unkraut der Garaus gemacht - zumindest eine Saison lang. Versuche das Unkraut mit einem Bunsenbrenner abzufackeln oder mit einem Rasenmäher Herr zu werden scheitern immer wieder. Man muss auf die Knie und kratzen. Bürgerdienst an der Gemeinde? Andere machen es sich einfacher. Sie streuen im Winter Tonnen von Salz auf ihre Gehwege und scheinen damit auch das Unkraut zu stoppen. Eine Alternative wäre Guerilla-Gardening. Einfach wachsen lassen, was wachsen will oder als Acker nutzen. Dann müssten wir Großstädter mit Machete zum  Einkaufen gehen oder könnten vor der Tür ernten - wäre ja auch eine Beschäftigung. Langsam verschwindet die Sonne hinter den viel zu großen Bäumen in den Gärten, Menschen kehren heim, packen die Einkaufstüten aus, verstauen ihre Gerätschaften in den Gartenhäusern. Stolz mit ihrem Tagwerk. Wieder etwas geleistet. Jetzt werden die Grills ausgepackt, Freunde kommen zu Besuch, manche schalten auch nur ihre Fernseher ein. Andere machen sich erst jetzt auf den Weg den Tag, der längst ein Abend ist, zu erobern. Ganz andere Geräusche machen sich breit. Von irgendwoher klingt Musik von einem Festival, ein paar Jugendliche fahren sich freudig und laut unterhaltend vorbei. Auf der Terrasse des Nachbarn klingen die ersten Gläser, ploppen die Bierflaschen, Fußball und Politik, Meinungen und Vorbehalte, Schicksale von Freunden und Urlaubserinnerungen. Haustüren gehen auf und zu, ein Federballspiel erobert die kleine Straße. Die ersten Jalousien werden heruntergelassen, nicht weniger leise als am Morgen - Zeichen, den Abend zu beenden und die Nachtruhe einzuläuten - im wahrsten Wortsinn: die Glocke vom Kirchturm wird hörbar.  

Dienstag, 7. September 2010

Die Lust am Hören

"Zuhören ist das A und O gelungener Kommunikation. Es ist eine ebenso grundlegende wie komplexe Fähigkeit, die gelernt sein will. In unterschiedlichen Projekten macht die Stiftung Zuhören den Wert dieser Fähigkeit erfahrbar und bietet Gelegenheit, sich schrittweise in ihr zu üben."
Die Stiftung Zuhören (www.stiftung-zuhoeren.de) macht das selbstverständlich, was wir eigentlich alle können sollten - aber mehr und mehr verlernen: Das Zuhören. Was aber ist Zuhören? Zuerst das "Einlassen" auf den Dialogpartner, auf den oder das Gegenüber. Denn Zuhören heißt nicht nur ein Gespräch verfolgen, Argumente austauschen, sich aktiv einbringen, Zuhören kann genauso gut bedeuten, Geräusche wahrzunehmen, die Stimmen der Natur, das Wellenrauschen zu hören, den erwachenden Morgen zu spüren. Immer geht es darum, sich auf die Situation einzulassen und sie bewusst zu erleben. Was aber ist die Realität? Jogger, die sich in der Natur mit ihrem MP3-Player abschotten, Menschen, die in U-Bahnen und auf Straßen mit dem Stöpsel im Ohr telefonieren, Autofahrer, die mit ihren Subwoofern und Boxen ganze Kreuzungen beschallen, Kongressteilnehmer, die im Vortrag iPhone und Laptop (inzwischen wahrscheinlich iPad) benutzen, Eltern, die Zeitung lesen, während ihre Kinder vom Tag erzählen. Ablenkung vom Eigentlichen? Wollen wir nicht mehr hören, um das damit mögliche Erkennen des Dahinterliegenden und die damit verbundene Verantwortung wegzuschieben? Wer nicht hört, sich taub stellt, lebt einfacher - entzieht sich aber auch der Gesellschaft. Dem wirkt die Stiftung Zuhören auf vielerlei Weise entgegen. Hörclubs, Projekte und Veranstaltungen fördern das aktive Zuhören. Auch wir können es lernen - indem wir uns wieder auf die Momente konzentrieren und uns vom "Multitasking-Alltag" verabschieden. Und von Kindern lernen, die glückselig versunken im Sandkasten mit Förmchen spielen und sich ganz ihrem Tun hingeben.

"Die Stiftung Zuhören kann und will mehr als Schadensbegrenzung betreiben. Mit der Vermittlung der Faszination Zuhören fördert sie in allen Altersgruppen menschliche Grundfertigkeiten und entdeckendes Lernen. Mit dem innovativen Ansatz der Zuhörförderung trägt sie dazu bei, freiheitliche Interessensvertretung am Gemeinwohl auszurichten."

Donnerstag, 2. September 2010

Ausgezeichnet

Bernd Böhner, Fotograf, Chronist, sensibler Beobachter und Mensch, wird am 29. September mit dem Otto-Grau-Kulturpreis ausgezeichnet. Ein Preis, der alle zwei Jahre von der "Otto und Hildegard Grau-Kulturstiftung" vergeben wird. Die Stiftung wurde 1993 von Dr. Hildegard Grau (gest. 1996), der Witwe des weit über Franken hinaus bekannten akademischen Malers und Grafikers Otto Grau (1913-1981), in Würdigung seines Lebenswerkes ins Leben gerufen. Ausgezeichnet werden laut Satzung "Einzelkünstler aus den Bereichen Bildende Kunst (Grafik, Bildhauerei, Design, Fotografie), Literatur, Musik, Kunstwissenschaft, die eine Beziehung zu Franken durch Leben oder Werk oder eine enge Verbundenheit zur Arbeit Otto Grau`s" haben.

Wer das fotografische Werk von Bernd Böhner kennt (Teile davon sind ja auf unserer Website www.agentur-zuhoeren.de zu sehen), weiß, dass Franken, Erlangen, nicht nur seine Heimat ist, es ist sein Lebenselixier. Nicht als Klischee, sondern in allen Facetten des Lebens, in den Augenblicken des Alltags und der Ausnahmen, in den kleinen und großen Veränderungen, immer mit dem Blick auf das Detail und dem Wissen um das Ganze. Menschen, Gebäude und Kunst, Stimmungen, Veranstaltungen, Entwicklungen - Lebensräume und -situationen in all ihrer Vielschichtigkeit und allen Ausprägungen. Natürlich ist das nicht alles - seine Bilder aus Frankreich, der Cevennen Zyklus etwa, hat mich immer begeistert. Schwarz-weiß Fotografien von Menschen, der Landschaft, der Natur und den Stimmungen. Das sind die Themen, die das Werk von Bernd Böhner durchziehen - egal in welcher Umgebung.

Hier ein paar Links für mehr Informationen zum Preis und zu Bernd Böhner:
Jenseits der Klischees, Beitrag in den Erlanger Nachrichten
In memoriam Otto Grau - Zur Ausstellung im Kunstmuseum Erlangen
Momente, die Geschichte erzählen: Eine kleine Werkschau mit älteren Fotos in der SZ


Freitag, 27. August 2010

In Erlangen wird wieder zugehört ...

... gestern Abend war der Startschuss zum 30. Erlanger Poetenfest. Vom 26. bis 29. August geben sich Autoren, Verlage, Kritiker und Leser wieder ein Stelldichein in der Hugenottenstadt. Die Lese- und Hör-Orte sind wunderbar verschieden - und wenn das Wetter mitspielt auch unter freiem Himmel. Aber nicht nur dort trifft man sich. Mit etwas Glück trifft man etwa an einem Stehtisch in der Schiffstraße Poeten und Kritiker beim Gedankenaustausch. Diese intime Atmosphäre, das Unaufgeregte macht das Poetenfest aus. Literatur als Teil der Stadt. Also meine Empfehlung: Einfach "zuhören und genießen". Das Programm vom Erlanger Poetenfest gibt es hier. Und in der rechten Spalte unseres "Hoerlust-Blogs" sammeln wir immer aktuell die Berichte.

Mittwoch, 25. August 2010

Was man so hört ...


Nach einer Studie der Stanford University gehen 75 % der Befragten (bei 200 Studierenden wurde ihr Verhältnis zu ihrem iPhone untersucht) ihrem iPhone ins Bett, 44 % attestieren bei sich selbst eine Abhängigkeit vom Apple-Smartphone. Eine Untersuchung von LiveScience förderte weitere interessante Aspekte zu Tage: Für 30 Prozent ist das iPhone das "Tor zur Welt", 41 Prozent bezeichnen den Verlust ihres Apple-Smartphones als eine Tragödie, für viele ist das iPhone kein externes Gerät, sondern Teil der Familie, es wird mehr und mehr vermenschlicht. So zieht die Web 2.0-Welt in den Alltag ein. Man wacht auf mit dem Smartphone, checkt Termine und E-Mails, liest auf dem iPad die News des Tages, prüft Börsenkurs und macht Termingeschäfte, fährt ins Büro, führt erste Telefonate, ist mit dem PC parallel online in Facebook, Twitter und XING, beantwortet E-Mails, liest quer nach Schlüsselwörtern, verschickt und informiert in Echtzeit über das Wohlbefinden. Dabei ist es übrigens egal, ob man in der Arbeit oder im Urlaub ist, heute ist man 24 Stunden online ... Gespräche von Angesicht zu Angesicht? Wann? Dialoge? Warum? Dennoch steigt die Informationsflut, die Posteingänge quellen über und die Zeit wird immer knapper.

Interessant in diesem Zusammenhang der Bericht in der WirtschaftsWocheWie E-Mails und Smartphones die Leistung mindern. Dieses Plädoyer für das temporäre Abschalten spricht einem aus der Seele und sollte im der Sinne der Effektivität viele Nachahmer finden. Es gibt ja schon einige, die das machen. Martin Geiger zum Beispiel, Effizientertainer, schreibt in seinem E-Mail-Abbinder: 


Guten Tag!
Vielen Dank für Ihre Nachricht. Aus Gründen der Effizienz bearbeite ich meine E-Mails nur noch zweimal täglich nach 14 und 17 Uhr.
Sollten Sie ein dringenderes Anliegen haben, erreichen Sie mich unter den u. a. Kontaktdaten.
Vielen Dank für Ihr Verständnis für diese Maßnahme, die mir produktiveres Arbeiten und größere Leistungsfähigkeit ermöglicht.

Weitere empfehlenswerte Tipps, um der Nachrichtenflut zu entgehen: Newsletter abbestellen; vor dem Weiterleiten von Nachrichten wirklich überprüfen, ob alle genannten Empfänger alle Informationen benötigen; nicht alles sofort verschicken; Nachrichten und Informationen sammeln; öfter mal zum Telefonhörer greifen.

Wenn auch Sie Tipps haben, gerne - einfach im Kommentar auf diesen Artikel veröffentlichen.

Samstag, 21. August 2010

HÖRBUCH-TIPP 1

Heute, zum Wochenende, gibt es einen Hörbuch-Tipp.

Vom Publikum in seinen Lesungen (die gemeinsam mit Christian Ulmen immer ein Abenteuer sind) geliebt, von der Kritik sehr unterschiedlich bewertet - nett, Mainstream, bissig. Macht nichts, viele Texte sind spannend und entwickeln beim Hören eine ganz besondere Dynamik. Stuckrad-Barre reiste durch Deutschland, mischte sich unter Fußballfans, sprach mit Angela Merkel und Guido Westerwelle über Politik und Akne, ist dabei, wenn ein Elektronikmarkt mitten in der Nacht eröffnet, geht ins Kino ... Momentaufnahmen des Lebens in Deutschland. Er beobachtet sorgfältig und packt das in oft hintersinnige kleine Geschichten in unterschiedlichen Stilen. Reinhören.

Mehr Informationen über die HörCD beim Verlag tacheles!, Videos von den Lesungen bei YouTube.

Interessant auch der Beitrag in der ARD.

Benjamin v. Stuckrad-Barre 
Auch Deutsche unter den Opfern
Hörbuch
Spieldauer: 2 Std. 26 Min.
Verlag: tacheles! / Roof Music

Als Taschenbuch:

KiWi 1164
ISBN: 978-3-462-04224-5

Das erste Buch von B. v. Stuckrad-Barre war übrigens der Bestseller "Soloalbum".

Freitag, 20. August 2010

Hurts

Gestern war IT-Tag in unserer Agentur. Stefan war da und - liebgewonnene Tradition - irgendwann kommt das Gespräch auf Musik. Neue und alte Bands, Klassiker und Newcomer. Sein Tipp: Hurts. Eine Band, die den 80ern huldigt. Wenn man ihre Musik hört, kommt man nicht umhin an Soft Cell, Depeche Mode, vielleicht auch an Bronski Beat zu denken. Das Video ist klasse, britisches Understatement.

In diesem Zusammenhang ist auch die inzwischen aufgelöste Band "Japan" hörenswert. 1974 gegründet und beeinflusst von Roxy Music oder David Bowie haben sie mit Gentlemen Take Polaroids und Tin Drum wegweisende Alben veröffentlicht. Für Kritiker war Tin Drum sogar eines der innovativsten Alben der 80er.

Wer mal reinhören möchte, hier der Link zu Hurts/Wonderful life
http://www.youtube.com/watch?v=Kuwdw7KmGwA

und der Link zu Tin Drum/Still life in mobile home von Japan
http://www.youtube.com/watch?v=sdnYgz39f6Q

Mittwoch, 18. August 2010

Stop Making Sense

Wer gestern Abend zu später Stunde sich durch das TV-Programm vom Bayerischen Rundfunk zappte, konnte einen Leckerbissen genießen: Stop Making Sense, der Konzertfilm von Jonathan Demme (Columbo, Tödliche Umarmung, Schweigen der Lämmer, Neil Young - Heart of Gold ...) über die 80er-Kultband Talking Heads. Hintersinnige Texte, verschachtelte Arrangements, intelligente Einblendungen - und eine Performance, die noch nicht getrieben war von kommerziellen Interessen. David Byrne, Tina Weymouth, Chris Frantz und Jerry Harrison sind der Kern, im Konzert ergänzt - und damit die erste Cross-Over-Band - von den Background-Sängerinnen Edna Holt und Lynn Mabry, dem Keyboarder Bernie Worrell, dem Schlagzeuger Steve Scales und dem Gitarristen Alex Weir.

Faszinierend Byrnes „Big Suit“, ein überdimensionierter Anzug, inspiriert vom japanischen Nō-Theater. Es ist ein Erlebnis den Musikern zuzuschauen, die Musik zu hören und die Bewegungen, den Rhythmus zu erleben. Hier wird noch gearbeitet und geschwitzt, steht der Ausdruck über der glatten Ästhetik moderner Videoclips. Und man spürt die Freude an der Musik!

Die Songs, die zum Teil zu Klassikern wurden:
Psycho Killer
Heaven
Thank You for Sending Me an Angel
 Found a Job
Slippery People
Burning Down the House
Life During Wartime
Making Flippy Floppy
Swamp
What a Day That Was (Aus The Catherine Wheel)
This Must Be the Place (Naive Melody)
Once in a Lifetime
Genius of Love (vom Tom Tom Club)
Girlfriend Is Better
Take Me to the River
Crosseyed and Painless

Wer mehr hören will, hier ist der Originaltrailer auf You Tube.

Sonntag, 15. August 2010

Let´s talk about ...

... oder hätten wir doch vorher darüber gesprochen. Wie viel verlorene Zeit und unnötigen Ärger könnten wir uns ersparen, wenn wir mehr miteinander sprechen und zuhören würden. Das eine ist ohne das andere nichts. Gibt es keinen Sender, gibt es nichts zum Zuhören, gibt es keine Zuhörer, verhallt das Gesprochene unerhört. Das ist natürlich oft schwerer als man denkt - denn der Überfluss an Worten und Geräuschen ist phänomenal und Ausdruck unserer Zeit. Jeder will zu allem etwas sagen - und jeder - auch wir - spielen mit. Dennoch möchten wir einen Unterschied machen und die Lust auf das Zuhören stärken. Wie das geht? Indem man sich aufeinander einlässt, den anderen erst einmal sprechen lässt, zuhört, was er will, wie er denkt und fühlt. Oder am Morgen in die Natur geht, sich still auf eine Wiese setzt und lauscht - den Grillen, dem Wind, den entfernten Geräuschen der aufwachenden Stadt. Hör nur wie der Specht klopft! Zuhören ist alles - oder wie Immanuel Kant bemerkte:

„Nichtsehen trennt den Menschen von den Dingen, 
Nichthören trennt den Menschen vom Menschen.“