Hören & Zuhören

Der Blog von zuhoeren dreht sich um alles, was mit Hören zu tun hat. Musik, Geräusche, Meinungen, Töne, Positionen ... Nur selten um Werbung und Marketing. Die andere Seite von zuhoeren und ganz im Sinne von Immanuel Kant:

„Nichtsehen trennt den Menschen von den Dingen,
Nichthören trennt den Menschen vom Menschen.“



Sonntag, 26. Februar 2012

Lesen, Hören, Zuhören

Wann wird das Buch Geschichte sein, wann die CD ein Museumsstück? Wann werden wir nur noch ein Gerät haben für alles? Gut, wir haben es schon, zumindest ansatzweise: iPad & Freunde. Dazu gehören auch die eBook-Reader. Zugegeben, alles platzsparend - Billy hat ausgedient. In einer vierköpfigen Familie benötigt man allerdings vier Geräte, denn der eine will lieber Comics lesen, der andere ein Fachbuch studieren, der Vater vielleicht einen Urlaub planen und in Katalogen stöbern und die Mutter vielleicht im neuen ZEIT-Magazin blättern.

Und auch die Schultaschen könnten in Zukunft viel kleiner sein, Kinder ohne Rückenschmerzen in die Schule gehen. Denn wenn alle Schulbücher auf Reader gespeichert sind, man dort gleichzeitig, lesen, schreiben und notieren könnte, wären Schulbücher, Blöcke, Schulhefte, Stifte ... Geschichte. Was wären das für Auswirkungen, allein für Umwelt und Industrie. Die Kinder unserer Kinder würden mit dem Begriff Papier haptisch nichts mehr verbinden, Tinte wäre ein Eintrag in Wikipedia, mehr nicht. Und bunt bemalte Schlampermäppchen hätten ihren Platz im Museum Industriekultur. 

Nun denn, bis dahin ist noch etwas Zeit und wir können CDs noch anfassen, die Covers betrachten, die Booklets rausnehmen und lesen, uns hineinfallen lassen in die Gedanken der Musiker, Designer und Produzenten. Gleiches gilt auch für Bücher. Was steckt alles in Ihnen? Es sind ja oft kleine Kunstwerke - vom Umschlag über die Typographie bis hin zu den einzelnen Seitengestaltungen. Gemeinsam mit dem Inhalt macht das die Qualität von "Werken" aus. Und beim TabletPC? Nun, das wird sich zeigen, auch hier wird es Entwicklungen geben, die das Lesen, Hören und Betrachten als "Gesamtkunstwerk" betrachten und die Sinne auf allen Ebenen anzusprechen versuchen. 

Nehmen wir als Beispiel die "neue" CD von Willie Wright "Teling the Truth". Hier hat ein kleines Label eine Rarität wieder aufgelegt. Sorgsam verpackt in einem kleine Schuber findet sich die CD in einem extra Cover, eine 7" Platte in einer - wie sagte damals der Verkäufer im Montanus, als es diese Kette noch gab - Unterhose, einen kleinen Nachdruck einer Preisliste der Variety Sound Corporation und Informationen zu Willie Wright. Seine Soul-/Folkscheibe wurde in Manhatten, im Wurlitzer Building, aufgenommen. Dort befand sich im 8. Stock, Raum 551, eines der günstigsten Studios der Stadt. Und hier wurden 1000 Scheiben von Telling the Truth für 2.700 $ produziert - und gerieten in Vergessenheit. Zum Glück gibt es Numero:
Founded in 2003 as an archival record label by Tom Lunt, Rob Sevier, and Ken Shipley, Numero has evolved into a multi-format media company, devoted to dragging brilliant recordings, films, and photography out of unwarranted obscurity.We’re on a dirty, labor-intensive mission... and it’s urgent as all hell. Time kills off precious bits of passed-over sound, story, and ephemera every day, just as fast as we can haul this sprawling archive of under-heard recordings - along with the musicians, writers, and entrepreneurs who created them - out of exile.
Ganz anders in der Musik, aber auch mit einem Cover, welches einen in gewisser Weise gefangen nimmt: Liz Green - O, Devotion. Ganz ruhig, ganz eigen kommt die Folksängerin daher. Mit Hingabe (was der Titel ja schon andeutet) geht sie ihre Songs an - leicht jazzig, mit dezenten Bläsersätzen und archaischen Geschichten. 

Ein Abenteuer des Hörens ist auch Laura Gibson mit "La Grande", ein  ruhiges Juwel.  Für viele Medien die "CD der Woche". 

Das verwundert etwas, da die Musik nicht 100% eingängig ist, sondern manchmal eher sperrig - wenn auch, wie Bongartz sagt - griffiger als die wunderbaren Vorgänger. 




Die dritte "Frauenstimme" in der heutigen Runde ist "First Aid Kit". Die beiden Schwestern Klara und Johanna Söderberg aus Stockholm haben mit "The Lion´s Roar" eine spannende CD aufgelegt. Wie schreibt der Bayerische Rundfunk:
Zwei junge Schwestern aus Stockholm wagen sich in unserem Album der Woche an Americana und Country ran – und überzeugen auf ganzer Strecke. First Aid Kit bezaubern auf "The Lion’s Roar" mit ihrer Traurigkeit. Nur merkt man dies gar nicht – auch so kann Harmonie(-Gesang) aussehen.


Und nach so viel "Frauenpower" etwas männlich-erdiges: Otis Taylor´s Contraband, Trance-Blues mit viel Dynamik, ein ganz frischer Tipp von Bongartz. Inakustik schreibt:

Und der zornige Mann aus Chicago versetzt mit seinen Songs dem Blues neue Vitaminstöße. Der Sänger, Gitarrist, Mundharmonika und Mandoline spielende Komponist nennt viele Dinge beim Namen, beschreibt soziale Abgründe, füllt seine Texte mit brisanten, spannenden Inhalten. Und er wird mit jeder neuen Produktion ehrlicher, zwingender, noch  überzeugender. Otis Taylor ist ein musikalischer Alchemist und wahrer Innovator. Er ist ein Meister, der seinen ureigenen Trance Blues-Stil durch Verschmelzung eindringlicher Gitarre und Banjo, Arbeit, synkopierten Rhythmen und einer Kombination aus ruppigen Gesang geschaffen hat. Otis veröffentlicht mit Contraband sein bisher kommerziellsten Trance Blues Album. Das Thema ist vertrautes Terrain: Liebe, soziale Ungerechtigkeiten, persönlichen Dämonen und Krieg. 
Und die Bücher? Eine Landkarte der Zeit, Eine kurze Geschichte vom Glück, Der Weg des Kampfkünstlers ... die gibt es das nächste Mal, versprochen.

Mittwoch, 22. Februar 2012

Back it up

Der Song von Caro Emerald ist immer noch hörenswert - wie die ganze CD "Deleted Scenes from the Cutting Room Floor". 

Wer in den Song "back it up" mal reinhören und dazu noch ein überaus sehenswertes Musikvideo anschauen möchte, kann das hier genießen.

Die Niederländerin Caro Emerald hat eine warme Stimme und vereint Jazz und Latin-Sound mit heißen Beats. Einfach schön und ein wunderbarer Vorgeschmack auf Frühling und Sommer. Mehr über Sie auf Ihrer Homepage.

Sonntag, 5. Februar 2012

Kommt ACTA, geht die Freiheit

Der Schutz der Urheber ist sicher ein wichtiges Anliegen - aber mit ACTA - Anti Counterfeiting Trade Agreement - wird "das Kind mit dem Bad ausgeschüttet" (zum Glück ist die Quelle nicht gesichert und der Urheber unbekannt). Einen guten Ein- und Überblick liefert Wikipedia

Langsam wird klar, was ACTA wirklich sein kann oder wohin dieses Abkommen führen könnte. Aufklärung liefert STOPP ACTA. Hier ist auch der sehens- und hörenswerte Blogbeitrag zum Thema ACTA hinterlegt (etwas nach unten scrollen). 

Zum Glück hat jetzt die polnische Bevölkerung gegen die Einführung von ACTA schnell und massiv reagiert und protestiert - so laut, dass die polnische Regierung die Ratifizierung aussetzt. Jetzt sollen die Nutzer gehört werden. Unglaublich, wie lange ACTA im Geheimen und unter Ausschluss der Öffentlichkeit verhandelt wurde. 

Hier ein längeres Zitat aus dem Blog von Bruno Kramm:

Der gesamte ACTA Text wurde bisher nur in Auszügen und nach Protest der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt. Genauso heimlich versucht das ACTA Gremium das Abkommen schnell durch alle Instanzen der EU zu pauken, bevor der Protest auf die Straße geht.
ACTA verschärft den Schutz geistiger Güter radikal und meint damit Patente auf Technologie und Leben, Ideen, Trademarks, Urheberrechte von Filmen, Texte und Musik.
ACTA macht TRIPS mit neuen Kontroll-, Zensur- und Durchsetzungsnormen zu einer Waffe gegen unsere demokratischen Rechtsnormen. Die Rechte von Verwertern, also der Industriekonzerne, stehen nicht nur im Vordergrund, sondern hebeln bürgerliche Rechte, Teilhabe und den Datenschutz aus.
Der ACTA Ausschuss zieht eine Mauer um Wissen und Fortschritt. ACTA würgt Innovationen und den internationalen Handel ab und beschneidet sogar die Meinungsfreiheit und den Zugang zur Kultur. ACTA stellt das wirtschaftlich totalitäre Protektorat über demokratische Grundprinzipien. ACTA kann sogar jederzeit ohne öffentliche Rechenschaft die Auslegung der Vereinbarungen verschärfen und neu formulieren.
Also: Gegen ACTA sein heißt die Freiheit verteidigen. Mit einer E-Petition geht der erste Schritt ganz einfach.