Hören & Zuhören

Der Blog von zuhoeren dreht sich um alles, was mit Hören zu tun hat. Musik, Geräusche, Meinungen, Töne, Positionen ... Nur selten um Werbung und Marketing. Die andere Seite von zuhoeren und ganz im Sinne von Immanuel Kant:

„Nichtsehen trennt den Menschen von den Dingen,
Nichthören trennt den Menschen vom Menschen.“



Mittwoch, 20. August 2014

Wozu brauchen wir Menschen?

IBM baut Supercomputer intelligenter als jeder Mensch, ein Amerikaner fertigt lebensechte Silikonpuppen nach Wunsch, Eric Schmidt von Google träumt vom Cyborg als neue Rasse, die den Menschen ablösen soll. Es gibt bereits schreibende Computer, die verschiedene Stile nachahmen und Journalisten in Online-Redaktion ersetzen - vorerst bei Sachthemen. Oder Maschinen, die Ärzten helfen Diagnosen zu stellen - vorerst als Unterstützer.

Noch sind wir Menschen es, die den Rhythmus bestimmen - wir schreiben die Programme, bauen die Einzelteile zusammen und sorgen für Strom. Das gibt uns Sicherheit und den Glauben alles im Griff zu haben. Doch wir begeben uns freiwillig in die Hände der Maschinen - das Internet und unser Drang online mehr Zeit zu verbringen als offline macht es möglich. Sie beobachten uns, analysieren, registrieren, verfolgen unsere Spuren, entdecken unsere Muster. Der selbstlernende Computer nimmt alles auf und wird mit jedem Tag besser als wir. Als Arzt ist er analytisch, bezieht alle Quellen und Ergebnisse in seine Diagnose mit ein. Er verlässt sich nicht auf Intention - diese ist maximal Teil des Programmcodes, damit wir uns Menschen besser an die neue Menschengeneration gewöhnen.

Transhumanismus ist das Stichwort. Ein Versprechen für eine bessere Welt. Das "Gen ethische Netzwerk" (Gen) schreibt:
Der Mensch soll mithilfe informationsverarbeitender Technologien die Evolution zu ihrer Erfüllung führen und das Universum mit perfekter künstlicher Intelligenz durchdringen. Krankheit, Sterblichkeit und Tod gehören in dieser Zukunftsvorstellung der Vergangenheit an, künstliche Intelligenz hat die menschliche überflügelt, ersetzt und abgeschafft, alle Probleme sind gelöst. Die Menschheit verschmilzt mit Computern zu einer neuen, unsterblichen Spezies. Menschliche Bewusstseine beziehungsweise Gehirne sollen digital gescannt und als „Bewusstseinsdatei“ auf Festplatten gespeichert werden, um auf diese Weise Unsterblichkeit zu erreichen. "arte" hat das in seinr Serie "Human Beings" vorgezeichnet. 
Protagonist des Transhumanismus ist Raymond Kurzweil, Director of Engineering bei Google. Er erforscht künstliche Intelligenz und progrnostiziert, dass in 15 Jahren Computer alles können, was Menschen vermögen, eben nur besser. Google und andere stecken viel Geld in die Erforschung - und machen den Gedanken wie so oft unter dem Deckmantel der Wissenschaft populär:
Die Singularity University - so etwas wie das ideologische Hauptquartier der heterogenen Bewegung - liegt im Silicon Valley direkt zwischen Google und der Nasa. Das spiegelt in etwa wieder, wo die Bewegung gesellschaftlich steht. Die Transhumanisten reiten auf der Welle des unerschütterten Glaubens an Fortschritt und Technologie. Geschickt bringen sie ihre Forschungsprojekte auf die Agenda von Universitäten und Konzernen, längst forscht man weltweit im Auftrag der Transhumanisten. (www.sein.de)
Aber welche Rolle spielt danach noch der normale Mensch? Braucht es ihn oder wird er degradiert, weil zu langsam, zu emotional und zu sterblich? Es ist der Zynismus unserer Zeit: wir wollen alles besser machen, greifen ein, spielen Gott - und erleiden Schiffbruch. Im schlimmsten Fall schaffen wir uns selber ab.