Hören & Zuhören

Der Blog von zuhoeren dreht sich um alles, was mit Hören zu tun hat. Musik, Geräusche, Meinungen, Töne, Positionen ... Nur selten um Werbung und Marketing. Die andere Seite von zuhoeren und ganz im Sinne von Immanuel Kant:

„Nichtsehen trennt den Menschen von den Dingen,
Nichthören trennt den Menschen vom Menschen.“



Sonntag, 6. März 2011

James Blake - schon von ihm gehört?

Sicher kennen Sie "Limit to your love". Ein Lied aus der ersten CD des Londoner Dubstep-DJ (was auch immer das ist, ich habe es in der FR  nachgelesen und im Bongartz, unserem kleinen und feinen Musikladen in der Hauptstraße erfragt: "Dubstep weiß etwas über die Stille. Diese elektronische Clubmusik tauchte vor etwa fünf Jahren im rauen Süden Londons auf. Ihre ultratiefen Bässe bringen selbst da Haare zum Flattern, wo man keine mehr vermutet hat – sei es aus Altersgründen oder wegen der Trendrasur. Die Echoeffekte donnern aus leistungsstarken Lautsprechern, die oft zerhackten Beats zerteilen den Raum. Still und leise klingt das alles erst einmal nicht. Doch die betont räumliche Dimension des Dubstep lässt immer wieder Lücken zu. Langsamkeit. Manchmal sogar Pausen.") Bongartz meinte, auf den ersten Hören sei die Musik unfertig und er hätte sich gewünscht, dass die Produzenten das gute Stück noch etwas liegen gelassen hätten. Seine Mitarbeiter allerdings finden genau das gut. Und was sagt das eigene Gehör? Ungewöhnlich, gut, anders und eine Stimme, die unglaublich ist. Sie erinnert mich an Antony and the Johnsons. Auch er berührt mit seiner Stimme ganz tief, ist allerdings in seinen Texten deutlich melodramatischer, verzwickter und komplexer. James Blake ist da eher kryptisch unterwegs (manchmal einzeilig, was nicht schlecht ist). Es darf gedeutet werden:
Unluck
Treated walls
care for me
When crossings
call out one of three

Only child take good care
I wouldn´t like you
playing, falling there
Spannend und mitnehmend sein Song und das Video "Limit to your love". Es zeigt einen 22-jährigen, dem man auf den ersten Blick die Erfahrungen, die in diesem Lied, in seiner Stimme mitschwingen, abspricht. Doch das ist kein Gradmesser für die Musik - auch virtuelle Erfahrungen lassen leiden und finden ihren Ausdruck in eben dieser Komposition. Eindrucksvoll der Mut zur Lücke. Weniger ist mehr. Das lässt die Chance zur eigenen Interpretation, zum eigenen Gefühl. Darin liegt die Stärke. Die Stücke sind nicht fertig und geben dem Hörer etwas zurück, was die synthetischen oder brachialen Zeitgenossen uns genommen haben: den Raum zum Fühlen und Denken. James Blake ist somit eine Einladung zum eigenen Ich. Freuen Sie sich darauf.