Hören & Zuhören

Der Blog von zuhoeren dreht sich um alles, was mit Hören zu tun hat. Musik, Geräusche, Meinungen, Töne, Positionen ... Nur selten um Werbung und Marketing. Die andere Seite von zuhoeren und ganz im Sinne von Immanuel Kant:

„Nichtsehen trennt den Menschen von den Dingen,
Nichthören trennt den Menschen vom Menschen.“



Sonntag, 1. September 2013

Hoerlust zu Hoerfeed

Hoerlust macht Pause. Es geht weiter mit Hoerfeed. Unser Scrap Book rund um Design, Werbung, Lifestyle und mehr. Reine Unterhaltung. Viel Spaß. Hier geht es zu Hoerfeed.

Montag, 29. April 2013

Immer für Sie da

Eine Aussage, die nett gemeint ist, aber nicht ernst genommen werden sollte. Denn was heißt das? 24 Stunden, 7 Tage in der Woche verfügbar sein? Das mag für große Unternehmen planbar sein, für Klein-und Kleinstunternehmer ist es nicht machbar. Und auch für den Menschen ist es fatal. Außer man gibt sein Sein auf und lässt Privatheit außer Acht.

Der Anspruch unserer Gesellschaft, also unser aller Anspruch, auf die Möglichkeit alles jederzeit bekommen zu können führt zur Ausbeutung. Von uns selbst, unserer Ressourcen, unserer Erde. Erdbeeren im Winter, Projektgruppen am Sonntag, Telefonate am späten Abend, Servicezeiten rund um die Uhr. Natürlich gibt es Ausnahmen, damit eine Gesellschaft wie die unsrige funktionieren kann (Notdienste), aber es sollte nicht die Regel sein.

Durch die Auflösung der Arbeitsplatzbindung (arbeiten nur im Büro eines Unternehmens möglich) und die Lösungen über Cloud & Co. überall und zu jedem Zeitpunkt (ohne konkrete Verortung) arbeiten zu können, leisten wir diesem Anspruch Vorschub. Wir sollten lernen mit gutem Gewissen sagen zu können, dass wir nur zu bestimmten Zeiten verfügbar sind. Das hilft uns allen und wirkt der Überhitzung entgegen. Andere Dinge rücken in den Mittelpunkt, reale Aspekte, nicht virtuelle. Und was spricht dagegen, dass wir nur die Früchte oder das Gemüse essen, das in der Regel in unserer Nachbarschaft wächst. Natürlich auch hier: Ausnahmen sind möglich, sollten aber nicht die Regel sein. Utopie - ja, aber wir können Schritte dorthin machen. Viel Vergnügen.

Freitag, 29. März 2013

Old Sock

Ganz entspannt, ganz ohne Aufregung - ist das das Alter? Einfach spielen, was einem gefällt. Dazu ein Cover, welches man selbst entworfen hat, mit Bildern, die man (von sich selbst) aufgenommen hat. Ungeschönt, natürlich, authentisch.

Old Sock heißt die neue CD von Eric Clapton mit Lieblingsliedern anderer Musiker, von ihm interpretiert, mit vielen Kollegen oder auch Freunden eingespielt. Die "alte Socke" freut sich an der Musik, an den unterschiedlichen Stilen - von Reggae bis Blues. Mit dabei sind Taj Mahal, JJ. Cale, Steve Winwood, Paul McCartney und Chaka Khan, die ihn begleiten und eigene Akzente setzen. Einen etwas ungewöhnlichen Albumtrailer zu der CD mit vielen O-Tönen von Eric Clapton und Musikbeispielen gibt es hier.

Sonntag, 10. Februar 2013

Da war noch was ...

DIE ZEIT ist eine wunderbare Wochenzeitung: die Qualität des Journalismus, der Aufwand, der für einzelne Artikel betrieben wird, die Vielfalt der Themen, die aufbereiteten Daten, Fakten, Hintergründe. Man kann den Menschen, die hinter der Zeitung DIE ZEIT stehen, nur danken. Denjenigen, die sich um die Finanzierung kümmern, denjenigen, die schreiben, Termine vereinbaren, drucken, gestalten, für gute Stimmung sorgen ... Ein Dinosaurier in unserer Zeiten? Bald nur noch eine schöne Erinnerung? Wie Spiegel, SZ, Handelsblatt und andere? Denn es gilt auch hier: Mit den neuen Medien, der Digitalisierung der Inhalte, schaffen sie sich selber ab. Das Dilemma von Verfügbarkeit und Multiplizierung.

Beispiel Film: Brauchen wir in Zukunft noch Schauspieler? Oder reicht nicht die Vorlage, die Vorstellung. Danach zählen nur noch Rechnerkraft und Heere von Zeichnern (oder Computern, die zeichnen können). Und Gegenstände? Drucken wir in naher Zukunft selbst mit dem 3D-Drucker, verändern, modifizieren. Wenn uns eine Tasse gefällt, drucken wir sie einfach nach und stellen sie in unser Regal. Die Wirklichkeit verschwimmt, was ist originär, was ist Vorstellung? Natürlich geht das nur solange gut, solange es Menschen gibt, die etwas zur Verfügung stellen: eine Idee, eine Wirklichkeit, ein Gegenstand. Diese können wir nehmen, 1:1 oder modifiziert für uns transformieren. Jeder hat seine Wirklichkeit, die er sich selbst erschaffen kann, Allgemeingültigkeit gibt es nicht mehr - und damit auch keinen gemeinsamen Nenner, sondern nur noch Vielfalt. Lebensgemeinschaften, wie wir sie kennen, werden überflüssig - wir leben in vielen Gemeinschaften und bleiben dabei allein, schicken unsere Avatare zum Abendevent, in die Arbeit, zum Sport .... in das Außen, in eine der vielen Welten.

Diese Aufsplitterung, die Fragmentierung, kennen wir schon und erleben sie in der Vielfalt der Kommunikationswege. Es gibt nicht mehr nur einen Kanal - und alle müssen nicht nur bedient werden, sondern in allen, so glauben wir, müssen wir uns aufhalten, um an allen Gruppen teilzunehmen, am Geschehen teilhaben zu können. Wo ist der gemeinsame Nenner? Der Kindergarten, die Schule, der Verein? Und danach? Der Arbeitgeber? Aber was passiert, wenn diese Institutionen wegfallen, weil die Menschen nicht mehr gemeinsam in einem Raum, sondern zu Hause am PC arbeiten, sich virtuell vernetzen, in Foren und Usergruppen, als Original oder Kopie. Multitasking, vielleicht Multileveling, in Reinkultur. Jeder arbeitet für jeden und alles, die Unterschiede verschwimmen, allen gehört alles. Das birgt viele Chancen. Die, der klassenlosen Gesellschaft, der Teilhabe von allen an allem etwa, der kontinuierlichen Entwicklung zum Wohle aller - wenn die Zugänge stimmen, also jeder die Voraussetzungen hat ... Es birgt aber auch viele Risiken: die der Bedeutungslosigkeit, alles wird austauschbar, nivelliert sich im Ansatz. Wer sagt was? Wo ist der Ursprung? Warum sollten man noch in eine Idee, einen Film etwa, 200 Millionen Euro investieren? Muss man das überhaupt noch, gibt es überhaupt noch eine Währung, oder ist der Zusammenschluss vieler für eine Idee, das gemeinsame Arbeiten und Realisieren die Währung der Zukunft? Man arbeitet nicht mehr fremdbestimmt für den Profit, sondern für eine Idee, für Lebensbedingungen, die uns allen gut tun, jeder wie er kann und will. Utopia lässt grüßen - und hoffen. Denn es steckt viel Potential in diesen Bewegungen.

Wer soweit denkt und dieses am Ende will, für den ist natürlich das Urheberrecht nichts, wie für Google (allerdings aus einem anderen Antrieb). "Man braucht kein Urheberrecht. ... Es existiere ja auch kein Urheberrecht für Witze oder Kochrezepte. ... Außerdem gebe es eine Studie, wonach ohnehin kaum ein Künstler von seiner Kunst leben könne. Trotzdem werde weiterhin Kunst produziert. Warum muss man Künstler also schützen? Warum ist es schlimm, ihre Produkte zu kopieren?" Das sagt, so DIE ZEIT in ihrer Ausgabe vom 7. Februar diesen Jahres, die Politikwissenschaftlerin Jeanette Hofmann. Sie ist Mitglied der Enquette-Kommission des Deutschen Bundestages "Internet und digitale Gesellschaft" und besetzt einen der vier Direktorenposten des neu gegründeten Alexander von Humboldt Institut für Internet und Gesellschaft. Dieses wird mit 4,5 Millionen Euro für die ersten drei Jahre von Google finanziert. Schöne neue Welt - aber hier wird die Digitalisierung auch Google irgendwann zum Verhängnis werden. Noch versucht der Konzern sein Geschäftsmodell zu schützen, Nachahmer aufzukaufen, zu erdrücken, mit aller Macht auszuschalten. Dank des kapitalen Wertes des Unternehmens. Aber wenn wir uns alle zusammenschließen und vernetzt sind, brauchen wir Google nicht mehr, denn dann werden Fragen über eine virtuelle Suchmaschine, die alle Gedanken, Ideen und Ergebnisse aller dauernd und kontinuierlich einbindet, Google ersetzen. Dann sind wir die große Suchmaschine, geben in die Quelle unser Wissen und schöpfen daraus.

Google 4.0 gehört uns allen, wie uns allen eigentlich alles gehört - der Boden auf dem wir leben, die Vorräte, von denen wir uns nähren, die Sonne, die uns wärmt ... Die Erde ist unsere Quelle. Nehmen wir dies ernst und sind wir auf ein Gleichgewicht aus, müssten wir uns an dem Prinzip "Wir leben von einer Quelle und geben in eine Quelle" ausrichten. Der Gedanke ist nicht neu, wird in vielen Religionen, Glaubensgemeinschaften und Gesellschaften postuliert, aber nicht gelebt. Dabei bietet die digitale Entwicklung beste Chancen eine Gesellschaft zu formen, in der alle leben können, gleich welcher Herkunft, die nicht auf Profit aus ist, deren Vermögen der "Geist" ist, welchen die Menschen füreinander und für dauerhaft positive und nachhaltig gute Lebensbedingungen einsetzen. Wir sind auf dem Weg.


Mittwoch, 30. Januar 2013

Keine Zeit für das Wesentliche?

Dezember und Januar waren Kinowochen ... angefangen beim "Hobbit" über "Cloud Atlas" bis hin zu "Django Unchained". Jeder Film mit eigenem Charakter und jeder auf seine Art hochgelobt.

Der Hobbit mit neuer Technik, die noch schärfere Bilder ermöglichte (schärfer als die Realität, braucht man das?); Cloud Atlas vom Regiekonzept (ein Geschwisterpaar und ein Solist) und der Geschichte (Seelenwanderung); Django Unchained vom Sujet und natürlich dem Stil (ein typischer Tarantino, was aber das Verhältnis zur Gewalt, die Bewertung der Taten nur bedingt entschuldigt).

Drei Filme, drei Blockbuster - gut gemachte Umsetzungen. Was aber bleibt? Nachhaltige Gedanken? Bewegende Momente? Auslösende Emotionen? Hier kann ich mich nur dem Filmwissenschaftler Rolf Giesen anschließen: "Zu groß, um Zwerge abzubilden - 3D-Hobbit hat zu viel Aktion und betäubt das Publikum". Es sind oft nicht mehr die Geschichten, die Filme (oder auch Bücher) ausmachen, es sind die Umsetzung, der Trick, die handwerkliche Aufbereitung, die Fassade. So bleiben die Emotionen auf der Strecke. Der schöne Schein täuscht hinweg und gibt uns kurzfristig das Gefühl etwas erlebt zu haben. Das ist wie im alten Rom. Brot und Spiele waren dort das Rezept, um die Bürger bei Laune zu halten. Heute sind es Neuheiten im Minutentakt - was gestern noch angesagt war, ist heute schon wieder überholt. Nichts bleibt in unseren Köpfen, Auseinandersetzung ist nur bedingt gewünscht - wie auch? Die Tiefe der Information oder Emotion kann nur fehlen - so viel Zeit bleibt nicht.

Wir überholen uns selbst, in allen Bereichen. Auch das ein Gesetz der kapitalistischen Lebensform - das Neue ist im Augenblick des Erscheinens schon das Gestrige. Beispiel Facebook: Wer versteht hier noch alle Möglichkeiten? Soll man dieses Tool überhaupt verstehen? Jeden Tag eine kleine Innovation (kein Fortschritt, eher Ablenkung), um nie zum Kern vorzudringen, sich mit diesem auseinandersetzen zu können. Bestand hat keine Qualität mehr. Ein Handy, welches mehr als drei Jahre seinen Dienst tut ist quasi schon ein Dinosaurier. Auch hier: Ehe man die Funktionen und Möglichkeiten ausschöpft, kommt etwas Neues. So bleiben wir an der Oberfläche und genießen das Glück der Täuschung. Haben wir Angst vor der Auseinandersetzung? Lieber schnell über das iPhone in Wikipedia gegoogelt, um etwas über z.B. die Kapverdischen Inseln zu erfahren, als sich im Dialog mit Tischnachbarn auszutauschen und nachzufragen, sich selbst ins Spiel zu bringen. Wollen wir das? Das Selbst, uns zeigen, und damit eine Projektionsfläche bieten? Können wir das überhaupt noch? Das hat natürlich auch etwas mit Bewahren zu tun: Bewahren der eigenen Fähigkeit Gedanken zu denken und zu formulieren, selbstkritisch mit Anregungen umzugehen, Anregungen aufzunehmen und diese in sich zu wenden und zu verändern, mit ihnen zu spielen, eine eigene Philosophie, einen eigenen Standpunkt zu entwickeln - seinen Weg zu gehen, der nicht immer anders sein muss, nur der eigene. Das lohnt sich zu bewahren.

Es ist einfach schön, sich bei einem Spaziergang ohne Empfang zu unterhalten, die Gedanken wandern zu lassen, eine Brücke zu schlagen im Dialog, Einverständnis in den Überzeugungen zu entwickeln (und nicht vorgefertigt zu übernehmen). Oder beim gemeinsamen Kochen, Schnipseln und Vorbereiten - beim Tun. Das muss nicht kompliziert sein - denn auch hier gilt: oft sind es die einfachen Dinge, die überzeugen. Das dauert etwas länger (länger als das Fertiggericht in die Mikrowelle der perfekten Küche zu schieben), keine Frage. Kann auch anstrengend sein - aber es bleibt im Kopf und im Herzen, als gemeinsames Tun, als Entwicklung und Freude. Genauso scharf oder unscharf wie die Realität, so wie wir sie im Augenblick empfinden, so wie wir sind. Wir - und kein Avatar.