Hören & Zuhören

Der Blog von zuhoeren dreht sich um alles, was mit Hören zu tun hat. Musik, Geräusche, Meinungen, Töne, Positionen ... Nur selten um Werbung und Marketing. Die andere Seite von zuhoeren und ganz im Sinne von Immanuel Kant:

„Nichtsehen trennt den Menschen von den Dingen,
Nichthören trennt den Menschen vom Menschen.“



Sonntag, 16. Dezember 2012

Acht Tage, acht Empfehlungen

Noch acht Tage, dann ist es wieder so weit: Weihnachten. Und was schenken Sie? Die neueste Smartphone-Generation, das iPad mini oder eine kleine Weltreise? Hier ein paar Anmerkungen:

Tempest, Bob Dylan - ein weiteres Alterswerk des Altmeisters. Die nette Aufmachung in der Premium-Version mit kleinem Booklet ist schon ein Geschenkt wert. Und die Musik? Sie wurde ungewohnt überschwänglich und hoch gelobt, hat mich aber nicht ganz überzeugt. Vielleicht verlange ich zu viel vom Senior? Aber im Vergleich zu "Tell Tale Signs", die "rare and unreleased tapes", ist es etwas farblos, weniger abwechslungsreich. Dennoch: Für Bob Dylan-Fans ein Muss und für andere, die Bob Dylan "bluesig und gesanglich auf der Höhe" kennenlernen wollen, eine Bereicherung.

Tohu Bohu, Rone - melodischer Techno, Ambientmusik oder "tanzbare Meditationsmusik". Das zweite Werk von Erwan Castex und das erste, welches der Franzose in Berlin aufgenommen hat. Klangexperimente, Stimmungen einer Stadt, eingefangen in dichten Klangcollagen. Keine Musik zum "nebenbei" hören, vielmehr zum reinhören und mit auf die Reise gehen. Dazu lädt Tohu Bohu ein.

Instanbul Symphony, Fazil Say - klassische Musik, Impressionen aus Istanbul, dieser Stadt am Bosporus. Fazil Say, Pianist, schafft es Klangbilder zu erzeugen, die faszinieren. Okzident trifft Orient (gerne auch umgekehrt). Schon der Anfang begeistert - das Meeresrauschen, die Wellen kommen langsam näher, nehmen einen gefangen und mit, entführen in die Stadt und die Straßen, in den Basar mit seinen tausend Gerüchen, Geräuschen und Gesprächen.

Life is People, Bill Fay - ein Singer-Song-Writer, der im Alter seinen Durchbruch schafft (und sein kleines Label vor große Aufgaben stellt). Nicht die Gitarre bestimmt den Klang, sondern das Klavier und seine Stimme. Seine Lieder aus dem Leben sind kraftvoll, leicht melancholisch, passen in die Vorweihnachtszeit und zu den dunkleren Abenden. Für Jeff Tweedy "one of english music´s best kept secrets. Bill Fay returns with a masterpiece." Dem kann ich mich nur anschließen.

Django Deluxe, Wilhelmsburg - Gipsy (Sinti) Jazz, schon der Titel ist ein Bekenntnis. Die "Weiss-Brüder" und Kohe Reinhardt machen ihrer Herkunft alle Ehre. Spielfreude, Tradition und Moderne. Es macht einfach Spaß zuzuhören und mit zu wippen, Stimmung kommt auf - das beste Rezept gegen "Weihnachtstrübsinnigkeiten".

Solo Piano II, Chilly Gonzales - okay, eine echte Entdeckung (obwohl schon seine Solo Piano bahnbrechend waren). Auch hier herrscht Spielfreude vor. Lebendig, kraftvoll, sanft und einfühlsam, je nachdem. 14 Miniaturen des Kanadiers zeigen, was er unter Musik versteht. Anspruchsvolle und in bestem Sinne unterhaltsame Stücke, die anregen und zum Hinhören verführen. Eine wunderbare Unterbrechung im Weihnachtsallerlei.

Till Brönner, Till Brönner - er ist zurück. Vom Mainstream zum Jazz. Natürlich ist er immer noch massenkompatibel (was ja nicht verwerflich ist), aber er hat das zu sehr poppige abgelegt und besinnt sich zurück auf das Spiel, den Jazz, sein Instrument. Und das tut gut. Ganz instrumental holt er die besten Momente des Jazz der späten 60er-, frühen 70er-Jahre in die Gegenwart. Das macht Spaß und schaut gut aus - wie beim Konzert im Hirsch.Till Brönner gibt auch auf der Bühne einfach eine gute Figur ab, egal was Castingsshows aus einem machen. Er ist ein echtes Aushängeschild für den deutschen Jazz. Danke.

Am Schluss noch ein kleines Buch - eigentlich ein Weihnachtsbuch, für jeden Tag ab 1. Dezember eine Geschichte, kann man aber auch auf einen Rutsch lesen: Daniel Glatthauer, Der Weihnachtshund. Wie heißt es auf der Rückseite des Buches: eine feine und amüsante Liebes-, Weihnachts- und Hundegeschichte. Das stimmt - und Stil und Charme des Wieners tun ihr Übrigens der Geschichte um Kurt, einem Deutsch-Drahthaar, den nötigen Biss zu geben. Lachen ist garantiert.


Samstag, 1. Dezember 2012

Wo bleibt die Einfachheit?

Einen Wunsch hätte ich noch - Geräte, die einfach sind. Beim Kaffee machen zum Beispiel. So schön ja Kaffeevollautomaten oder Siebträgermaschinen auch sind, aber wie oft klappt etwa das Aufschäumen der Milch nicht, ist der Druck noch nicht bereit, stimmt die Brühtemperatur nicht zur ausgewählten Kaffeebohne. Viel einfacher geht es mit "french press". Einfach ein paar Löffel mit frisch gemahlenem Kaffee in die Glaskanne, heißes Wasser dazu, etwas stehen lassen, dann vorsichtig das Sieb herunterdrücken - fertig ist der Kaffee. Ein direkter Genuss, fast ohne Umwege.

Oder unsere wunderbaren Autos, deutsche Ingenieurskunst, mit vielen Extras und Kabelbäumen, die fast eine Tonne wiegen. Damit die Standheizung im Winter doch nicht funktioniert (weil versottet) oder die Zentralverriegelung streikt (weil eine Steckverbindung nicht ganz exakt passt oder sich gelöst hat). Die kleinen Dinge machen der großen Technik einen Strich durch die Rechnung. 

Beschränken wir uns doch auf das Notwendige, schöpfen wir aus dem Vollen, um Dinge herzustellen, die funktionieren, überzeugen und uns voranbringen. Brauchen wir wirklich alle Apps, müssen wir durch Rom laufen, das iPad vor den Augen, um uns virtuell durch die ewige Stadt zu bewegen (statt auf die Straßen und Menschen zu schauen, für den authentischen, lebensnahen Eindruck). Warum konzentrieren wir unsere Techniken nicht auf den Kern? Warum lassen wir uns nicht mehr zu? 

Beispiel Kino. Der "kleine Hobbit" von Peter Jackson fasziniert durch aufregende Bilder, besser als die Realität, genauer als das wahre Leben. Eine neue Technik macht es möglich - aber weckt der Film auch Gefühle? Rolf Giessen meint, die Technik sei "Zu groß um Zwerge abzubilden". Seine Quintessenz:
Während ich den Film sah, war ich überwältigt, hingerissen, alle zehn Minuten eine neue Action-Sequenz, zum Denken kam man natürlich gar nicht, zum Fühlen kam man gar nicht. Es war, es stürzte alles auf einen ein. Nur, als ich das Kino verließ, war in mir eine gähnende Leere, es war stereoskopisch, aber ich fühlte keine Tiefe. Und zum Schluss dachte ich: 'Diese Technik ist zu groß, um Zwerge abzubilden.
Und am Ende des Interviews mit Deutschlandradio-Kultur zieht er ein denkenswertes Fazit, welches für viele Bereiche gilt. Weil sich die Filmindustrie - ähnlich wie die Musiklabels - der Digitalisierung "anempfohlen" hat, sich nicht mehr auf ihre Stärken, die Wurzeln konzentriert, schafft sie fleißig die Voraussetzungen für ihre eigene Austauschbarkeit und damit ihrem Untergang.
Aber das Kino erzählt Geschichten mit Empathie. Und interessanterweise: Ich sehe, wie toll diese digitalen Figuren sind, vor allem der Gollum ist in diesem Stück viel besser als in den vorhergegangenen Filmen. Man sieht also schon den Quantensprung, den die Technologie gemacht hat. Aber ich merke eine Distanz zu dieser Figur ...
Um was geht es? Den Kern zu entdecken. Von allem befreit zeigt sich dann die Qualität (in Dingen und Handlungen) für den Einzelnen und letztendlich die Notwendigkeit, ob man es wirklich braucht oder fühlt. Es sind am Ende immer die einfachen Dinge, die das Leben ausmachen - es sind Klarheit und Gradlinigkeit, die Momente in Echtzeit.

Oder aus dem Buchtext von Peter Strasser (auch ohne religiösen Kontext enthält das Buch viel Wahres):
Geborenwerden, Jungsein, Altwerden und Sterben sind einfache Dinge des Lebens. Sie sind für jeden Menschen fundamental. Andere liegen zwischen Geburt und Tod, als oft geübte Tätigkeiten, vom Zähneputzen, Staubsaugen, Fernsehen bis zum Liebemachen. Die einfachen Dinge des Lebens: Immer handelt es sich darum, dass die Dinge, die man tut, in einem das Gefühl wach halten und nähren, das eigene Leben vielleicht nicht üppig, aber ganz zu leben.
Und weil den einfachen Dingen des Lebens eine Ahnung vom guten Leben innewohnt, sind sie mit all dem verbunden, was unser Leben mit Sinn begabt: mit dem Sinn des Lebens und - für die, die's betrifft - mit Gott. Es ist daher nicht falsch zu sagen, dass es bei den einfachen Dingen des Lebens immer auch ums Ganze geht; es geht, der Redensart ensprechend, um "Gott und die Welt". (Peter Strasser, Die einfachen Dinge des Lebens)

Sonntag, 30. September 2012

Mutig - AMAZONEN

Das Projekt von Uta Melle ist in vielerlei Hinsicht einzigartig.

Ein Brustkrebsprojekt, das mit ungewöhnlich mutigen Bildern überrascht, Frauen, die schonungslos offen mit dem vermeintlichen Makel umgehen und damit den Blick öffnen.

Wer das Buch AMAZONEN in den Händen hält, ist nicht nur betroffen, er ist bewegt und hat danach eine andere Sicht der Dinge.

Uta Melle kann man/frau ganz nah bei einem Vortrag am 23. Oktober, ab 18.00 Uhr, im Rahmen der FrauenGesundheitstage in Fürth erleben. Und die Ausstellung AMAZONEN ist im Facharzt Forum Fürth ab dem 14. Oktober für zwei Wochen zu sehen. Einen aktuellen Bericht in der taz über Uta Melle und ihr Projekt kann man/frau hier nachlesen.


Samstag, 22. September 2012

Facebook - Wie lange noch?

Mit dem Börsengang wurde alles anders - wie so oft. Facebook wird nun offensiv kommerzialisiert. Posts planen, Angebote machen (one try for free), Apps kaufen - welcher Privatmann/welche Privatfrau braucht so etwas schon. Es sind die Unternehmen, auf die alles zugeschnitten wird. Aber die haben Facebook genutzt, weil man dort direkt und hautnah an der möglichen Zielgruppe ist. Was aber passiert, wenn die Zielgruppe auswandert, der Selbstdarstellung auf diesem Wege müde ist/wird? Dann ist Facebook eine Modeerscheinung gewesen und die nächste große Blase ... Ende 2012, vielleicht wollte uns ja das der Maya-Kalender sagen.

Spaghetti-Eis - Die Favoriten im Bild

Wie immer haben wir uns sehr über die Resonanz unter unseren Kunden und Partnern gefreut - und wir durften feststellen: Jeder hat einen anderen Geschmack, eine Bewertung ist also schwierig. Also haben wir einfach ein paar Bilder von den Favoriten hochgeladen. Das eine mit wenig Sahne, dafür sehr gutem Vanilleeis, das andere mit leicht gefrosteter Sahne und guter Erdbeersoße, das dritte mit einem schönen Gesamtbild und insgesamt sehr leckerem Geschmack. Jetzt müssen wir nur noch die Bücher verlosen ... Das machen wir zum Ende des Sommers (Kalender) und freuen uns auf einen nächsten, heißen Sommer mit viel Spaghetti-Eis.



 











Dienstag, 21. August 2012

Es ist heiß - deswegen Eis

Mitte August starteten wir unseren Spaghetti-Eis-Contest. Um was geht es? Wir suchen das beste Spaghetti-Eis. Einfach eine E-Mail mit Foto und Namen der Eisdiele an info@agentur-zuhoeren.de inklusive Noten von 1 (delizioso) bis zu 6 (terrible) schicken. Das Foto und den Namen der Eisdiele werden wir natürlich nur beim Gewinnereis veröffentlichen (alles andere ist Rufschädigung).

Unter allen Teilnehmern verlosen wir 10 Bücher "Eisklassiker selbst gemacht" oder "Eiskalte Erfrischungen" und eine kleine Überraschung. Also Mittagspause oder Abendstunden nutzen und Spaghetti-Eis testen.

Erfunden hat das Spaghetti-Eis übrigens der Mannheimer Eisfabrikant Dario Fontanella. Wer mehr wissen will, kann es hier nachlesen.

Die Zutaten beim klassischen Spaghetti-Eis: Vanilleis, Schlagsahne (als Kern), Erdbeersoße und weiße Schokoraspeln, manche nehmen auch Kokosflocken. Das alles muss perfekt aufeinander abgestimmt sein - nur dann schmeckt das Spaghetti-Eis auch so wie es soll.


Sonntag, 1. Juli 2012

Es regnet - deswegen Musik

Der Sommer macht Pause - gestern wolkenbruchartige (was für ein Wort) Gewitterstürme, heute Dauerregen. Deswegen ein paar Musik-Impressionen für jede Gemütslage, erstanden bei Bongartz, dem kleinen, feinen Musikladen in der Hauptstraße von Erlangen (gleich neben unserer Agentur). Gehen wir es ruhig an:

Paul Desmond, Take Ten. Er spielte zwischen 1951 und 1967 im Dave Brubeck Quartet und verfasste deren größten Hit "Take Five". Sein Saxophon-Spiel ist leicht, fast zerbrechlich. Seine Stücke sind kleine, wunderbare Miniaturen für ruhige, veträumte Momente. Ganz anders der Singer/Songwriter Dan Mangan. Live konnte man ihn bei Bongartz erleben. Seine CDs sind unterschiedlich, hier das - meiner Meinung nach - schon auf das erste Hören zugängliche "Nice, nice, very nice" aus dem Jahre 2009 (seine zweite "Oh Fortune" ist komplexer und wird von der Kritik als ein "weiterer Schritt nach vorne" bezeichnet). Bei "Nice, nice, very nice" sind seine Singer/Songwriter-Wurzeln noch klar erkennbar, aber seine Instrumentierung weist schon in eine andere, kompaktere, reichere Richtung. Er erzählt Geschichten, bei dene das Zuhören einfach Spaß macht. Man kann seine Gedanken wunderbar verfolgen, seine Phantasie mit auf die Reise nehmen. Ein Vergnügen.
Eher unschuldigblickt Regina Spektor vom Cover ihrer CD "What we saw from the Cheap Seats" - ihre Musik ist es nicht. Hinter den ansatzweise leicht-luftigen Arrangements lauert der Schalk. Die aus Russland stammende US-amerikanische Sängerin, Pianistin und Gitarristin wird zur Alternative- und Anti-Folk-Szene gezählt. Bei ihr ist endlich wieder das Klavier das tragende Element - und ihre Stimme. Ihre Musik überrascht, ist originell und angenehm exentrisch - nicht gewollt anders. Da macht das Hören Spaß, weil es Windungen nimmt. Schwungvoller kommt Parov Stelar mit "The Princess" in unser Gehör. Der "Erfinder" des Catgrooves hat mit der Doppel-CD eine wirklich tanzbare Musik geschrieben - wobei die erste CD abwechslungsreiches und spannender ist. Hier eine Kostprobe - wer so tanzen kann hat alle Trümpfe bei sich :). Auf diese Musik sollte man sich einfach nur einlassen, dann vergisst man das Drumherum - und das ist ja manchmal auch nicht verkehrt.
Ein wirkliches Vergnügen ist auch Guts. Mit seiner CD "Paradise for all" erinnert er mich an Moby. Verspielt, verrückt und transzendent (paradiesisch eben) ... Die Musik des gebürtigen Chilenen und französischen Beat-Fanatic ist genau das Richtige gegen Krisengedanken in allen Lebenslagen. Also einfach mal reinhören und sich mittragen lassen auf die Reise in das Paradies von Guts ... Die Wolken lichten sich, der Regen hat aufgehört, es tröpfelt noch. Mal schauen, was der Nachmittag noch bereit hält, ehe heute Abend Italien gegen Spanien antritt und den neuen EM-König ermittelt.

Samstag, 30. Juni 2012

Verantwortung tragen, sich bekennen, dafür einstehen

Gerade sind es 2.102.254.524.430 € (2102 Milliarden) Schulden in Deutschland - das zeigt zumindest die Schuldenuhr an. Frau Merkel, Herr Schäuble und alle anderen diskutieren, haben Pläne, ziehen sich die Hosen hoch und die Jacken glatt. Im Grunde, so meine Vermutung, stört es sie nicht - solange sie nicht gestört werden und ihre Bezüge bekommen. Wahrscheinlich können sie die Dimension ihres Tuns auch gar nicht begreifen. Ich will nicht den Vergleich zum normalen Unternehmer oder zur normalen Familie bemühen. Diese wären bereits insolvent und im Glücksfall bei einer Schuldnerberatung, der Unternehmer (oder die Unternehmerin) wg. Konkursverschleppung im Knast.

Warum gibt ein Staat mehr aus als er hat? Warum darf er das? Und warum auf Kosten der Steuerzahler? Was ist Haushaltsdisziplin? Und ist es schon ein Erfolg, wenn Herr Schäuble 2015/2016 keine Schulden mehr aufnehmen will? Nein, das ist Augenwischerei - denn die Schulden steigen sekündlich (siehe Schuldenuhr). Und die Rückführung der Schulden ist eine Utopie. Irgendwann kommt es zum Schnitt - denn das scheint bei den Summen unausweichlich. Ein Staat kann sich das leisten - er hat ja mit seinen Einwohnern viele Schultern, die Lasten tragen können. Das ist auch das Problem. Unsere Politiker erleben nur sehr indirekt die Auswirkungen ihres Tuns. Das ist manchmal von Vorteil, um auch unangenehme Entscheidungen durchzusetzen, aber in der Regel macht es blind. Denn der Einzelne (der Verantwortliche) trägt keine Verantwortung mehr bzw. kann nicht zur Verantwortung gezogen werden - zu viele Bedürfnisse, zu viele Bedingungen, zu viele Fluchtmöglichkeiten. 

Man stelle sich nur mal vor (siehe Griechenland), die Beamten und Staatsbediensteten wären Angestellte in einem Unternehmen. Das Unternehmen würde schlecht haushalten, zu spät auf Marktanforderungen reagieren oder einfach nur miserabel geführt werden. Dann kämen schnell die Banken und Gläubiger und würden den Hahn zudrehen - aus, vorbei. Gehälter gäbe es keine mehr (außer vom Arbeitsamt und später vom Sozialamt), die Angestellten müssten Umschulungsmaßnahmen absolvieren oder stünden auf der Straße (wie die Mitarbeiterinnen von Schlecker). Und der Minister? Tritt zurück, wird abgewählt, taucht ab und lebt fröhlich weiter. Also was machen? Nicht mehr ausgeben als man hat (und nicht eventuell einnimmt). Natürlich muss man ab und an auch in Vorleistung gehen, aber nicht andauernd. Wir Steuerzahler (Privatpersonen, Institutionen, Unternehmen) geben dem Staat und seinen Akteuren Geld zu treuen Händen, für Aufgaben, die er erledigen soll und muss. Aufgaben, die der Einzelne nicht leisten kann und die gemeinschaftlich sind. Der Staat ist Verwalter dieses Vermögens. Jedes Jahr bekommt er viel Geld. Hier eine Liste aus Wikipedia:

Jahr  Mio Euro
1950 10.783
1952 16.992
1962 44.166
1972 100.726
1982 193.627
1987 239.622
1992 374.128
1997 407.577
2002 441.705
2003 442.238
2004 442.838
2005 452.079
2006 488.444
2007 538.243
2008 561.182
2009 524.001
2010 529.296
2011 554.965

Ein hübsches Sümmchen, insofern ist Deutschland reich. Allerdings, das sieht man auch recht deutlich, reicht das nie aus, um die Schulden zu begleichen. Und der Ausweg aus diesem Dilemma? Antworten gibt es nicht wirklich (das Ausmaß ist unvorstellbar und angesichts der Höhe der Schulden haben die Politiker allesamt bereits aufgegeben, zeigen es nur noch nicht). In diesem Kontext ist es gut, dass die Eurokrise unsere eigene Krise zur Zeit (noch) überdeckt. Ähnlich wie bei der Fußball-EM. Solange die anderen weniger Tore schießen oder schlechter spielen, werden eklatante Schwächen gerne übersehen - bis eine Mannschaft wie Italien kommt und die Schwächen gnadenlos aufdeckt. Noch sind wir die Starken im Verbund der Schwächeren (wenn das überhaupt stimmt und nicht nur eine einseitige Sichtweise ist) - frei nach dem Motto: Unter den Blinden ist der Einäugige der König.

Ich wünschte mir: inne halten, ein Blick zurück, sorgsames Abwägen, mehr Achtsamkeit und Achtung, bewusstes Auseinandersetzen, Miteinander und Annehmen der Verantwortung in allem was wir tun. Das betrifft uns alle - jeden Einzelnen. Und trifft auf alle Dinge und Handlungen zu - im Alltag, selbst im Banalen gilt es Achtung zu üben. Denn erst wenn wir auch das Kleine schätzen, können wir das Große genießen. Aber Achtung: keiner ist frei von Fehlern. Das Eingeständnis der Fehler und das Zugeben allerdings macht uns reif und menschlich. Doch machen wir uns nichts vor: mit diesen Eigenschaften können wir der Krise zwar begegnen (vielleicht wären wir nie dahin gekommen), aber lösen werden wir sie nicht - da hilft wahrscheinlich nur der Schnitt und Neuanfang. Alles auf Start. Viel Spaß.

Montag, 28. Mai 2012

Zuhören von Pilot

Beweg Dich - bist Du fixiert, bist Du introvertiert, gefällt Dir nichts wie es ist, bist Du in Dir total isoliert erfährst Du nie wer Du bist, sag, weißt Du nicht, was Du willst? Dann beweg Dich, denn bewegst Du nichts ... Die CD von Pilot mit dem Titel wie unsere Agentur ist abwechslungsreich, deutsche Poesie, romantisch, rockig, mit Tiefgang, manchmal kitschig und eingängig - egal, sie macht Spaß, spielt mit den Worten, hintergründig, doppelsinnig. Es ist gut, wenn sich Bands trauen ihren Gedanken Ausdruck zu geben - mit Stimme und Text, einer Sprache, die man ohne Barriere versteht, glasklar versteht, direkt und ohne Umschweife. "Ich glaube an die Seele, glaub daran, dass Sie in allem wohnt. Dabei spreche ich nicht von Gott, keinem Gesetz und keiner Religion. Ich meine ein Gefühl, dass jede Sache hat, jedes Wort und jeder Augenblick und jede einzelne Hand. Wir müssen nur zuhören ..." - auch einfache Weisheiten dürfen poetisch klingen. Unter www.facebook.com/pilotmusik mehr über Pilot.

Montag, 7. Mai 2012

Ist Technik unser Freund?

Nehmen wir ein Auto. Vollgestopft mit Elektronik - von den Fensterhebern über die Lenkhilfe bis zum Abstandswarner, vom Navigationssystem bis zum Regensensor. Nichts muss man mehr selber machen - ok, man muss sich noch entscheiden, Auto zu fahren, aber ansonsten. Auf Knopfdruck wird der Sitz auf die persönliche Sitzstellung eingestellt, das Auto auf Wohlfühltemperatur vorgewärmt oder abgekühlt, das Licht im Innenraum leicht gedimmt falls man mal in der Morgendämmerung einsteigt. So fühlt man sich gleich heimisch, fehlt nur noch der frische Kaffee, aus der Pad-Maschine, die auch der liebe Gott so gerne hat. Was aber ist, wenn ein Kabel mal locker, ein Druckschlauch porös, die Elektronik in Teilen oder ganz versagt? Dann stehen wir machtlos da, schauen in den Motor und freuen uns, dass es so kompakt und aufgeräumt aussieht.

Spricht man mit der älteren Generation gleich aus welcher Branche, kommt immer wieder die Sprache darauf, dass man früher noch etwas reparieren konnte, wusste, was man tun musste, wenn etwa bei einer logistischen Anlage eine Weiche nicht so funktionierte. Man justierte eine Schraube, zog etwas an, tauschte notfalls ein Detail aus. Man konnte den Fehler sichtbar lokalisieren. Und heute: da wird der Fehler aus dem Speicher des Fahrzeugs oder der Anlage bequem ausgelesen. Danach folgt das Match und Meet-Prinzip - man probiert einfach mal alle vorgeschlagenen Lösungen durch. Hat der Verbraucher Glück, ist gleich beim ersten Versuch alles behoben, hat er Pech dauert es etwas länger. Zum Glück - denn das sichert Arbeitsplätze und ist Garant für die Binnenkonjunktur. Wer also glaubt, Technik sei nicht unser Freund (weil sie uns entmündigt und abhängig macht) irrt. Wir brauchen sie, damit unser Wirtschaft wächst - im Gegensatz zu den Menschen. Diese verlieren sich in lauter Technik. Na dann - bis zum nächste Post oder Podcast.

Sonntag, 22. April 2012

Ostern ist vorbei - warum aber verteilt der Osterhase Eier?

Das war die Frage unseres kleinen Osterrätsels für unsere Kunden. Mitgemacht haben einige - mit der Aussicht einen Kasten Osterfestbier von Hasenbräu zu gewinnen. Inzwischen ist die Gewinnerin gezogen (wir gratulieren und wünschen viel Spaß mit dem süffigen Gold).

Nachfolgend ein paar Antworten, die wir überraschend, interessant oder einfach nur witzig fanden. Vielen Dank allen, die mitgemacht haben.

"Weil er in seiner Evolutionsgeschichte mal versehentlich zwei Monate in einer Eierlegebatterie in Oldenburg eingesperrt war. Dort wurde er in der Hackordnung ganz unten eingruppiert und gezwungen, dioxinfreie Eier zu Ostern zu legen. Diese Schock hat er bis heute nicht überwunden und legt angstgetrieben munter weiter Ostereier."
"Deine Feier geht mir auf die ... , aber der Kasten Bier gehört mir"
"Warum bringt der Osterhase an Ostern Eier? Ganz einfach: Da man einen Hasen noch nie in den Bäumen gesehen hat, liegt die Vermutung nahe, dass dieser vornehmlich am Boden brütet (Ausnahme bildet natürlich der senegalesische Baumhase, aber deswegen werden im Senegal auch keine Ostereier gesammelt). Da jetzt aber die Hasenpopulation im Frühling und über Ostern rapide ansteigt, wurde es Brauch in dieser Zeit nach den Hasennestern zu suchen (die aber nie gefunden wurden). Um die jährliche Haseneierjagd spannender zu gestalten, wurde neben dem gemeinen Hasen der weltbekannte Osterhase eingeführt (der seinem langohrigen Vetter gleich am Boden brütet). Der Osterhase hat gegenüber den anderen Hasen zwei Vorteile: die Eier sind aus Schokolade UND man findet sie! Und meistens findet ma sie um Ostern herum, da auch der Osterhase im Frühling Eier legt, um sich zu vermehren." 
"Ohne Eier keine Feier!" 
"In grauer Vorzeit waren Haseneier eine Delikatesse. Insbesondere zur Osterzeit, so ein alter Irrglaube, sollten die Eier die Potenz des Mannes fördern und die Schönheit der Frauen steigern. Kein Wunder also, dass Haseneier von den unterschiedlichsten Interessensgruppen frisch aus den Nestern geklaut wurden. Es wurde ein gesellschaftliches Ereignis. Kinder, Greise und Singles, Familien, Ehepaare und Touristen kamen zur Osterzeit zusammen und begaben sich gemeinsam auf die Suche. Neben diesen Amateuren gab es aber auch professionelle Sammler, die die Eier horteten und meistbietend verkauften. Diese "Professionellen" waren übrigens auch die ersten, die die Eier anmalten - frische Eier waren sonnengelb, etwas ältere dunkelgrün. Langsam erkannten besorgte Bürger, dass Produktion und Bedarf von den Hasen nicht mehr gedeckt werden kann. So versuchte man mit Petitionen für Obergrenzen, sogenannte Haseneier-Sammelquoten, durchzusetzen. Das scheiterte aber an der Lobbyarbeit der professionellen Sammler. Nichts und niemand konnte sie aufhalten - bis die Hasen fast komplett ausgerottet waren. 
Das rief nun endlich nicht nur besorgte Bürger, meist Tierschützer, auf den Plan (mit ihren bunten und fantasievollen Protesten auf Feldern, Wiesen und in den Wäldern waren sie eher ein Unterhaltungsprogramm für die Sammler), es wurden ein "Pro Hase e.V." und eine Partei "Die Hasen" gegründet. Mit einer Medienkampagne wies man auf die Bedeutung von Hasen für die Entwicklung der Menschheit, und zeigte, wie sich die Sammler am Klauen der Eier ergötzten, wilde Tänze feierten und manchmal regelrecht über die Stränge schlugen (über YouTube, Twitter, Google+ und Facebook fanden die Bilder und Filme rasend schnell Verbreitung). Das Entscheidende aber war, dass das Stefan Herd-Institut endlich bewies, dass das Verspeisen von Haseneiern keine Wirkung auf die Potenz oder Schönheit hatte. Das war das Aus der vielen Sammelaktion zur Osterzeit und des professionellen Sammelgewerbes (für diese wurde eine Auffanggesellschaft gegründet). Allerdings merkten die Menschen schnell, dass es sehr schön war, zu Ostern zusammen zu kommen und gemeinsam etwas zu unternehmen. So kamen findige Geschäftsleute auf die Idee, Haseneier durch Schokoladeneier zu ersetzen und den Brauch damit fortleben zu lassen."

"Weil es noch keinen App zum downloaden von Ostereiern gibt!"
Welche Antwort gewonnen hat, verraten wir nicht - die Wahl fiel schwer, die Gewinnerin wurde inzwischen benachrichtigt und der Kasten Osterfestbier wird unter Ausschluss der Öffentlichkeit in Kürze übergeben.

P.S. Kennen Sie schon die Initiative für warme Eier unseres Kunden bbkPersonal. Hier erfahren Sie mehr

Montag, 9. April 2012

Beschwingt, unterhaltend, belanglos? Das "Lamm" im Wolfspelz

Ein typischer Woody Allen-Film: Ich sehe den Mann deiner Träume. Der Zuschauer wird in einem Krisenmoment in die Geschichte hineingezogen, verfolgt die unterschiedlichsten Menschen auf ihren Wegen durch das Leben, begleitet die Irrungen und Wirrungen. Alles leicht, locker, beschwingt, untermalt von jazzigen Tönen, Bilder, wie zufällig hingeworfen, wunderbar inszeniert in London.

Alfie, gespielt von Anthony Hopkins, versucht noch einmal jung zu sein, kämpft mit Ausdauer- und Muskelaufbautraining gegen sein Alter, verlässt seine gleichalte Frau, zieht in eine schicke Junggesellenwohnung, kauft sich ein Cabrio und versucht sich als Hengst mit Hilfe von Viagra. Seine Frau, Helena, zugegeben nervig und leicht verschroben, gibt sich dem Esoterischen hin und geht einer Wahrsagerin auf den Leim, um schließlich einen neuen Partner zu finden, der seine verstorbene Frau im Jenseits sucht. Die Tochter von Alfie und Helena, Sally, lebt mit Roy, einem Mediziner, der allerdings lieber erfolgloser Schriftsteller ist, in einer etwas angespannten Ehe - sie hat ganz andere Träume als er (Familie, Glück und Einkommen), er ist auf der Suche nach seinem zweiten Erfolgsroman. Und dann ist da noch ein Galerist (Antonio Banderas) in unglücklicher Ehe, eine exotisch-erotische Nachbarin (Dia), die bald heiraten soll, eine Pokerrunde (die Freunde von Roy), und natürlich die charmant-clevere Charmaine, die Alfie um den Finger wickelt mit ihren üppig-prallen Reizen und ihm schließlich ein Kind, vielleicht den ersehnten Sohn, möglicherweise von ihm, schenkt.

Von Anfang an ist klar - das kann nur böse enden. Interessant bei alledem: Helena, Sally, Roy und schließlich auch Charmaine hängen alle am Tropf vom Alfie, der sich - wie sollte es anders sein - nicht nur in seine eigenen Truggebilde verstrickt, sondern sich auch mehr und mehr verschuldet. Nach Eheauflösungen, falschen Erwartungen und Neuverbindungen bzw. -anfängen ist eines klar: geändert hat sich nichts, alle sind sich treu geblieben. Das ist erschreckend, denn der Aufwand der Trennungen war hoch, die Hoffnungen groß (ewige Jugend, spirituelles Glück, befriedigende Unabhängigkeit, beruflicher Erfolg, ewige Liebe). Und Roy, Dia verführerisch und egoistisch aus einem Eheversprechen gelockt, spielt ein ganz perfides Spiel - er leiht sich den Erfolg von einem Freund und Schriftstellerkollegen, den er für tot hält, der aber nach einem schweren Unfall "nur" im Koma liegt. Wenn er aufwacht, ist sein Bestseller Makulatur, denn Roy hat das Manuskript von ihm geklaut und veröffentlicht - hier endet die Geschichte und der Zuschauer bleibt zurück, auf seinem Sofa, mitten im Leben. Nichts ist gelöst, alles ist offen. Das hat eine gewisse Brutalität, denn die Geschichten laufen weiter, im Kopf - und da beginnen ja nach André Heller erst die wahren Abenteuer. "Und sind sie nicht im Kopf, dann sind sie nirgendwo." Auf alle Fälle nicht im Jenseits - auch das macht Woody Allen klar.

Sonntag, 26. Februar 2012

Lesen, Hören, Zuhören

Wann wird das Buch Geschichte sein, wann die CD ein Museumsstück? Wann werden wir nur noch ein Gerät haben für alles? Gut, wir haben es schon, zumindest ansatzweise: iPad & Freunde. Dazu gehören auch die eBook-Reader. Zugegeben, alles platzsparend - Billy hat ausgedient. In einer vierköpfigen Familie benötigt man allerdings vier Geräte, denn der eine will lieber Comics lesen, der andere ein Fachbuch studieren, der Vater vielleicht einen Urlaub planen und in Katalogen stöbern und die Mutter vielleicht im neuen ZEIT-Magazin blättern.

Und auch die Schultaschen könnten in Zukunft viel kleiner sein, Kinder ohne Rückenschmerzen in die Schule gehen. Denn wenn alle Schulbücher auf Reader gespeichert sind, man dort gleichzeitig, lesen, schreiben und notieren könnte, wären Schulbücher, Blöcke, Schulhefte, Stifte ... Geschichte. Was wären das für Auswirkungen, allein für Umwelt und Industrie. Die Kinder unserer Kinder würden mit dem Begriff Papier haptisch nichts mehr verbinden, Tinte wäre ein Eintrag in Wikipedia, mehr nicht. Und bunt bemalte Schlampermäppchen hätten ihren Platz im Museum Industriekultur. 

Nun denn, bis dahin ist noch etwas Zeit und wir können CDs noch anfassen, die Covers betrachten, die Booklets rausnehmen und lesen, uns hineinfallen lassen in die Gedanken der Musiker, Designer und Produzenten. Gleiches gilt auch für Bücher. Was steckt alles in Ihnen? Es sind ja oft kleine Kunstwerke - vom Umschlag über die Typographie bis hin zu den einzelnen Seitengestaltungen. Gemeinsam mit dem Inhalt macht das die Qualität von "Werken" aus. Und beim TabletPC? Nun, das wird sich zeigen, auch hier wird es Entwicklungen geben, die das Lesen, Hören und Betrachten als "Gesamtkunstwerk" betrachten und die Sinne auf allen Ebenen anzusprechen versuchen. 

Nehmen wir als Beispiel die "neue" CD von Willie Wright "Teling the Truth". Hier hat ein kleines Label eine Rarität wieder aufgelegt. Sorgsam verpackt in einem kleine Schuber findet sich die CD in einem extra Cover, eine 7" Platte in einer - wie sagte damals der Verkäufer im Montanus, als es diese Kette noch gab - Unterhose, einen kleinen Nachdruck einer Preisliste der Variety Sound Corporation und Informationen zu Willie Wright. Seine Soul-/Folkscheibe wurde in Manhatten, im Wurlitzer Building, aufgenommen. Dort befand sich im 8. Stock, Raum 551, eines der günstigsten Studios der Stadt. Und hier wurden 1000 Scheiben von Telling the Truth für 2.700 $ produziert - und gerieten in Vergessenheit. Zum Glück gibt es Numero:
Founded in 2003 as an archival record label by Tom Lunt, Rob Sevier, and Ken Shipley, Numero has evolved into a multi-format media company, devoted to dragging brilliant recordings, films, and photography out of unwarranted obscurity.We’re on a dirty, labor-intensive mission... and it’s urgent as all hell. Time kills off precious bits of passed-over sound, story, and ephemera every day, just as fast as we can haul this sprawling archive of under-heard recordings - along with the musicians, writers, and entrepreneurs who created them - out of exile.
Ganz anders in der Musik, aber auch mit einem Cover, welches einen in gewisser Weise gefangen nimmt: Liz Green - O, Devotion. Ganz ruhig, ganz eigen kommt die Folksängerin daher. Mit Hingabe (was der Titel ja schon andeutet) geht sie ihre Songs an - leicht jazzig, mit dezenten Bläsersätzen und archaischen Geschichten. 

Ein Abenteuer des Hörens ist auch Laura Gibson mit "La Grande", ein  ruhiges Juwel.  Für viele Medien die "CD der Woche". 

Das verwundert etwas, da die Musik nicht 100% eingängig ist, sondern manchmal eher sperrig - wenn auch, wie Bongartz sagt - griffiger als die wunderbaren Vorgänger. 




Die dritte "Frauenstimme" in der heutigen Runde ist "First Aid Kit". Die beiden Schwestern Klara und Johanna Söderberg aus Stockholm haben mit "The Lion´s Roar" eine spannende CD aufgelegt. Wie schreibt der Bayerische Rundfunk:
Zwei junge Schwestern aus Stockholm wagen sich in unserem Album der Woche an Americana und Country ran – und überzeugen auf ganzer Strecke. First Aid Kit bezaubern auf "The Lion’s Roar" mit ihrer Traurigkeit. Nur merkt man dies gar nicht – auch so kann Harmonie(-Gesang) aussehen.


Und nach so viel "Frauenpower" etwas männlich-erdiges: Otis Taylor´s Contraband, Trance-Blues mit viel Dynamik, ein ganz frischer Tipp von Bongartz. Inakustik schreibt:

Und der zornige Mann aus Chicago versetzt mit seinen Songs dem Blues neue Vitaminstöße. Der Sänger, Gitarrist, Mundharmonika und Mandoline spielende Komponist nennt viele Dinge beim Namen, beschreibt soziale Abgründe, füllt seine Texte mit brisanten, spannenden Inhalten. Und er wird mit jeder neuen Produktion ehrlicher, zwingender, noch  überzeugender. Otis Taylor ist ein musikalischer Alchemist und wahrer Innovator. Er ist ein Meister, der seinen ureigenen Trance Blues-Stil durch Verschmelzung eindringlicher Gitarre und Banjo, Arbeit, synkopierten Rhythmen und einer Kombination aus ruppigen Gesang geschaffen hat. Otis veröffentlicht mit Contraband sein bisher kommerziellsten Trance Blues Album. Das Thema ist vertrautes Terrain: Liebe, soziale Ungerechtigkeiten, persönlichen Dämonen und Krieg. 
Und die Bücher? Eine Landkarte der Zeit, Eine kurze Geschichte vom Glück, Der Weg des Kampfkünstlers ... die gibt es das nächste Mal, versprochen.

Mittwoch, 22. Februar 2012

Back it up

Der Song von Caro Emerald ist immer noch hörenswert - wie die ganze CD "Deleted Scenes from the Cutting Room Floor". 

Wer in den Song "back it up" mal reinhören und dazu noch ein überaus sehenswertes Musikvideo anschauen möchte, kann das hier genießen.

Die Niederländerin Caro Emerald hat eine warme Stimme und vereint Jazz und Latin-Sound mit heißen Beats. Einfach schön und ein wunderbarer Vorgeschmack auf Frühling und Sommer. Mehr über Sie auf Ihrer Homepage.

Sonntag, 5. Februar 2012

Kommt ACTA, geht die Freiheit

Der Schutz der Urheber ist sicher ein wichtiges Anliegen - aber mit ACTA - Anti Counterfeiting Trade Agreement - wird "das Kind mit dem Bad ausgeschüttet" (zum Glück ist die Quelle nicht gesichert und der Urheber unbekannt). Einen guten Ein- und Überblick liefert Wikipedia

Langsam wird klar, was ACTA wirklich sein kann oder wohin dieses Abkommen führen könnte. Aufklärung liefert STOPP ACTA. Hier ist auch der sehens- und hörenswerte Blogbeitrag zum Thema ACTA hinterlegt (etwas nach unten scrollen). 

Zum Glück hat jetzt die polnische Bevölkerung gegen die Einführung von ACTA schnell und massiv reagiert und protestiert - so laut, dass die polnische Regierung die Ratifizierung aussetzt. Jetzt sollen die Nutzer gehört werden. Unglaublich, wie lange ACTA im Geheimen und unter Ausschluss der Öffentlichkeit verhandelt wurde. 

Hier ein längeres Zitat aus dem Blog von Bruno Kramm:

Der gesamte ACTA Text wurde bisher nur in Auszügen und nach Protest der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt. Genauso heimlich versucht das ACTA Gremium das Abkommen schnell durch alle Instanzen der EU zu pauken, bevor der Protest auf die Straße geht.
ACTA verschärft den Schutz geistiger Güter radikal und meint damit Patente auf Technologie und Leben, Ideen, Trademarks, Urheberrechte von Filmen, Texte und Musik.
ACTA macht TRIPS mit neuen Kontroll-, Zensur- und Durchsetzungsnormen zu einer Waffe gegen unsere demokratischen Rechtsnormen. Die Rechte von Verwertern, also der Industriekonzerne, stehen nicht nur im Vordergrund, sondern hebeln bürgerliche Rechte, Teilhabe und den Datenschutz aus.
Der ACTA Ausschuss zieht eine Mauer um Wissen und Fortschritt. ACTA würgt Innovationen und den internationalen Handel ab und beschneidet sogar die Meinungsfreiheit und den Zugang zur Kultur. ACTA stellt das wirtschaftlich totalitäre Protektorat über demokratische Grundprinzipien. ACTA kann sogar jederzeit ohne öffentliche Rechenschaft die Auslegung der Vereinbarungen verschärfen und neu formulieren.
Also: Gegen ACTA sein heißt die Freiheit verteidigen. Mit einer E-Petition geht der erste Schritt ganz einfach.

Dienstag, 3. Januar 2012

Brauchen wir Facebook?

Als Kommunikationsagentur vielleicht ein ketzerische Frage. Dennoch: Was sind die Nachrichten wert auf Facebook (oder anderen sozialen Medien)? Wer will hier etwas warum erreichen? Firmen, klar, nehmen diesen neuen Kanal dankbar an. Um sich selbst und ihre Dienstleistungen, Produkte und Angebote zu posten. Das ist gut so, eröffnet es doch neue Möglichkeiten.

Und Privatpersonen? Wer will, könnte doch seine Website oder seinen persönlichen Blog erstellen, dort Nachrichten posten und Freunde einladen über RSS oder Abos teilzunehmen - nicht die breite Öffentlichkeit, nicht jeder. Im Grunde ist es bei Facebook & Co. doch wie früher (und auch heute noch) in der Disco: viele stehen außen rum und beobachten, nur wenige sind wirklich aktiv. Natürlich brauchen wir Plattformen. Auf manchen teilen wir Gedanken, auf anderen arbeiten wir zusammen an Projekten. Hier gibt es genügend Tools und Möglichkeiten. Warum also Facebook, Google+, Twitter ...? Um sich frei und weltweit auszutauschen? Um öffentlich zu werden? Sind Facebook & Co. nur deswegen hip, weil wir heute das Leben mehr im Außen als im Innen schätzen. Oder mit Ödön von Horváth: Eigentlich bin ich ganz anders, nur komme ich so selten dazu. Und da bieten die Sozialen Netze eine perfekte Projektionsfläche - denn hier kann man sich ausleben, seine vielen Persönlichkeiten, Facetten zeigen. Brauchen wir deshalb Facebook? Dann aber sollten wir es nicht allzu ernst nehmen, sondern als großen Spaß, mit Daten, die zufällig sind und deshalb kaum verwertbar - heute so, morgen anders.