Hören & Zuhören

Der Blog von zuhoeren dreht sich um alles, was mit Hören zu tun hat. Musik, Geräusche, Meinungen, Töne, Positionen ... Nur selten um Werbung und Marketing. Die andere Seite von zuhoeren und ganz im Sinne von Immanuel Kant:

„Nichtsehen trennt den Menschen von den Dingen,
Nichthören trennt den Menschen vom Menschen.“



Samstag, 17. Dezember 2011

Weihnachten kommt - hier ist Musik

Ich brauche nicht zu erwähnen, dass BONGARTZ, der Erlanger Plattenladen (oder sollte ich lieber sagen: Musik in allen Formaten) wieder eine Menge an Überraschungen bereit hält. Musik, nicht nur zur Weihnachtszeit, ungewöhnliche Scheiben, Klassiker, weniger Bekanntes, selten auch Mainstream. Darüber wollen wir nicht reden, eher von Sophie Zelmani.

Die schwedische Sängerin, deren Name ganz andere Musik vermuten lässt. Ihr Lieder sind ruhig, nehmen einen mit auf eine Reise, mit einer Stimme, die berührt. Auch ihr neues Album "Soul" ist reduziert, klar und ruhig - Songs für die Seele, aber nicht soulig. Ein wunderschönes Album für Kaminabende - wenn man einen hat. Ansonsten muss man sich ihn einfach vorstellen.

Deftig, erdig, bluesig, grölend - so kennt man ihn, Tom Waits. Mit "Bad as me" ist er wieder aufgetaucht und schreit, röchelt, singt (eher nuschelt und spricht) sich die Seele aus dem Leib. Der "Hellboy des Blues" (laut.de) geht furios voran und zeigt, wie kreativ man mit 62 noch sein kann. Da kann man(n) sich auf´s Alter nur freuen.

Apropos Alter: Eric Clapton und Wynton Marsalis play the blues ist eine nicht nur auf den ersten Blick überraschende Kombination. Die CD versammelt Stücke live from Jazz at Lincoln Center. Manche Kritiker haben es schwer mit dieser CD - Mr. Slowhand ist für sie nicht so präsent. Wie auch, es ist ja nicht der Blues oder Rock, der im Mittelpunkt steht, sondern Swing, Dixie, New Orleans Jazz, Boogie Woogie. Also nicht per se das Metier von Eric Clapton. Und aus dieser Spannung bezieht die Platte ihren Reiz. Sehr schön beschreibt er das in seiner Ankündigung zu Layla. Das Arrangement von Layla mit Bläsern ist hörenswert anders. Eine gut arrangierte Band, gut aufgelegte Musiker, EC, der nicht immer nur vorlegt, sondern auch mitgeht und lernend sich dieser anderen Welt nähert - eine Platte, die Spaß macht beim Zuhören und Zuschauen - denn eine DVD ist bei der Deluxe-Edition inklusive.

Und dann Quadro Nuevo. Sie haben schon vieles gemacht und live sind sie einfach unheimlich unterhaltend. Jetzt haben sie eine Weihnachts-CD herausgebracht und eine CD mit Kinderliedern - die sind einfach toll. Auch für Erwachsene. Denn sie lassen nur ihre Instrumente sprechen - und das wie immer gekonnt. Ein pures Vergnügen. Spannend, weil ein Neuentdeckung für mich und eine Empfehlung, die ich "taub" gekauft habe - also ohne reinzuhören. Jonathan Wilson "Gentle Spirit". Wie sagte doch Todde im Bongartz: Zwischen Pink Floyd und CSNY, seine Platte des Jahres. Psychedelic Folk. Man muss etwas reinhören und ist dann begeistert. Abwechslungsreich, vielseitig und immer wieder überraschend. Einen Eindruck bekommt in diesem Video, aufgenommen irgendwo, im Wohnzimmer, puristisch (wie so oft sind viele Videos wegen der GEMA-Problematik nicht verfügbar). So können die Feiertage also kommen - Hörstoff ist da, freuen wir uns darauf.

Ach ja, das habe ich ganz vergessen: Einer meiner Lieblingspianisten, Keith Jarrett, zeigt sich mit Rio von seiner leichteren, zugänglicheren Seite. Die Reise war weit - vom legendären Köln-Konzert mit seinen eingängigen Improvisationen (der ungünstigen Rahmenbedingungen geschuldet) über die Solo-Konzerte in Paris, Mailand und Tokyo bis nach Rio (um nur einige seiner Solokonzerte zu nennen). Keith Jarrett wirkt auf Rio entspannter, seine Improvisationen eher leichtfüßig. fast beschwingt. Sie sind kürzer die Stücke und man merkt ihnen eine ungewöhnliche Interaktion an - Keith Jarrett spielt mit seinem Publikum, nimmt es mit in seine Welt. Rio, ganz sicher eine "Reise" wert und auch etwas für den Weihnachtsbaum.