Hören & Zuhören

Der Blog von zuhoeren dreht sich um alles, was mit Hören zu tun hat. Musik, Geräusche, Meinungen, Töne, Positionen ... Nur selten um Werbung und Marketing. Die andere Seite von zuhoeren und ganz im Sinne von Immanuel Kant:

„Nichtsehen trennt den Menschen von den Dingen,
Nichthören trennt den Menschen vom Menschen.“



Sonntag, 26. Juni 2011

Welche Bälle wollen Sie sehen?

Heute beginnt die Frauen-WM - schon hier zeigt sich das grundlegende Missverständnis. Nicht Frauen kämpfen gegeneinander, bringen etwa ihre Figur, ihre Ausstrahlung oder ihre Schlagfertigkeit ein. Es ist ja keine Miss-World-Wahl.  Es ist die Frauen-Fußball-WM.

Es kämpfen Frauen-Fußballmannschaften aus aller Welt gegeneinander, es geht um sportliche Leistungen, als Summe von Kraft, Taktik, Geschick und Ausdauer. Das aber steht in der Vorberichterstattung zur Frauen-Fußball-WM oft im Hintergrund. Vielmehr geht es einmal mehr um Schönheit, Aussehen, um Sex. Unsere Mannschaft im Playboy sorgt für Schlagzeilen, Bild widmet sich den besonderen Seiten der Frau: Warum spielen Frauen schöner und verletzen sich häufiger? Wie funktioniert der Trikottausch? Und Netzer sagt: Frauen spielen anders Fußball. Und wir Männer?

Was schätzen wir an "unseren" Fußballerinnen? Wird hier das Sprichwort "Eine gute Figur machen" falsch interpretiert? Wir sollten uns freimachen vom Äußeren und den Sport in den Mittelpunkt stellen - auch unseren Fußballern verzeihen wir ja die eine oder andere ästhetische Entgleisung. Provokant gefragt: Welche Bälle wollen Sie sehen?

Zugegeben: Schön verpackte Botschaften kommen besser an (das sagt schon der Lese-Klassiker von Raymond Loewy: Hässlichkeit verkauft sich schlecht) - und die Frauen-WM ist ein Produkt. Aber am Ende überzeugt die Leidenschaft, der Kern, die Leistung. Der Einklang von Ästhetik und inneren Werten ist ein Erfolgsmodell. Und die deutsche Frauen-Fußballmannschaft hat dazu das Zeug. Viel Glück. Und wer es dennoch anders sieht, kann mit einer Barbie-Puppe im deutschen Trikot Vorlieb nehmen: natürlich blond und vollbusig.

Samstag, 25. Juni 2011

Lichtfeldkameras: Technik, die begeistert

Heute mal nicht zuhören, sondern zusehen. Lichtfeldkameras sind eine kleine Sensation - Fokussieren im Nachhinein, also nach der Aufnahme, ist möglich. Was das heißt? Nun, was im Vordergrund unscharf ist, kann mit der neuen Technik scharf gestellt werden, während der Hintergrund unscharf wird.

Musste man früher (oder zur Zeit noch) etwas fotografisches Können für diesen Effekt bei der Aufnahme aufwenden, kann man dies nun nach der Aufnahme direkt an der Kamera (oder am PC) machen und so dem Bild ganz neue Qualitäten "geben" oder versteckte Dinge entdecken.

Hinter dieser "Zauberei" steckt ein startup aus Kalifornien, ein französischer Physiker und ein deutsches Unternehmen. Das startup heißt Lytro, der Physiker Gabriel Lippmann und das Unternehmen Raytrix, Pionier in Sachen "integraler Fotografie".

Raytrix wendet das Prinzip bereits seit mehr als zwei Jahrzehnten im Bereich der professionellen Bilderkennung, in der Medizintechnik und 3D-Fotografie an. Lytro möchte diese Technik nun massentauglich machen.

Hier ein paar spannende Bildbeispiele, die zeigen, wie es geht!

Montag, 13. Juni 2011

McMorrow, Jewell, Kalkbrenner - Leidenschaft für Musik

Ein Ire, eine Amerikanerin und ein Berliner - was sie verbindet ist Leidenschaft für Musik. James Vincent McMorrow zog sich für ein halbes Jahr in ein Haus an der irischen Küste zurück und spielte dort sein Debütalbum "Early in the Morning" ein. Nur er und seine Instrumente, in einem Zimmer. Ähnlich wie Thomas Mann (nur etwas später am Tag und in einem anderen Metier) erarbeitete er sich jeden Song, jedes Stück. Harte Arbeit - und ein gutes Ergebnis. Der Singer Songwriter mit seiner zerbrechlichen Stimme und seinen poetischen Texten eröffnet uns eine eigene Klangwelt. Wie sagte er im Rolling Stone:
"Ich bin täglich um elf Uhr aufgestanden und habe dann von zwölf Uhr mittags bis ca. drei oder vier Uhr morgens durchgearbeitet. Ich hatte meine gesamtes Equipment im eigentlichen Wohnzimmer verteilt, bin von Instrument zu Instrument gezogen und habe auf diese Weise meine Songs Spur für Spur aufgebaut. Mit der Zeit wurden die Tage länger und länger, bis ich am Ende zum Sonnenuntergang ebenso bei der Arbeit saß wie beim Sonnenaufgang. Deshalb auch der Name: 'Early In The Morning'. Alle Songs wurden in den Morgenstunden beendet."
Kleine Perlen sind auch die Lieder von Eilen Jewell (*1979). Der Name als Programm. Folk, Country und Pop, packende Lieder, die ihre Wurzeln eindeutig in der Heimat der amerikanischen Sängerin haben. Sie begann als Straßenmusikerin, spielte auf Wochenmärkten und in Kneipen. Mit dem Umzug nach Los Angeles stieg sie auf zum Geheimtipp der Szene, zog sich dann aber wieder zurück in die Berkshire Mountains, um Abstand vom Leben der Westküstenmetropole zu bekommen. Das neue Album "Queen of minor Key" versammelt wieder 14 Songs, geschrieben in der Zurückgezogenheit einer winzigen Hütte in den Bergen von Idaho. Lieder für´s Zuhören, Nachdenken und Träumen - ohne Ablenkung, bei sich und für sich. Hier kann man reinhören. Eilen Jewell ist auch eine Empfehlung von Bongartz, unserem sehr gut bestückten, ausgewählten Musikladen in der Hauptstraße in Erlangen.

Nicht zurückgezogen, sondern weltoffen zeigt sich Paul Kalkbrenner (*1977). Berlin Calling machte ihn einem größeren Publikum bekannt. Dort tritt er als DJ unter dem Pseudonym Ickarus auf. Der Soundtrack zum Film und die Single "Sky and Sand" (mit der Stimme seines Bruders) markieren seinen Durchbruch. Er gibt der Technomusik wieder frisches Blut und viele neue Anhänger quer durch alle Schichten und Altersgruppen. Das Besondere dabei: Paul Kalkbrenner ist ein Live-Act. Die Welt schreibt:
"Stücke, die wie Herzen pumpen
Auf der Bühne spielt er virtuos das Mischpult, und es ist ein großer Spaß, ihm dabei auf den Videowänden zuzusehen und zu hören, was dabei heraus kommt. Schwungvoll dreht Kalkbrenner an den Knöpfen, wie ein Dirigent beherrscht er seine Regler."
Mit Paul Kalkbrenner wird deutscher Techno ein globales Ereignis - er jettet um die Welt und spielt seine Musik. Mit Leidenschaft und einer puren Freude am Sound. Das zeigt auch seine neue Scheibe "Icke wieder". Ein wunderbarer Hör- und Tanzspaß.